Sophie Brandes, Ein Baum für Mama, Die Schatzkiste

München 2001

Dieses Buch wurde ausgezeichnet mit dem Österreichischen Staatspreis für Jugendliteratur außerdem erhielt es beim Zürcher Kinderbuchpreis „La vache qui lit“ 1995/96 den zweiten Platz.

Kathrins Mutter erkrankt an Krebs. Das Buch erzählt die Zeit vom Ausbruch der Krankheit bis zum Tod der Mutter. Es beschreibt die Gedanken von Kathrin, ihren Alltag, wie sie die Krankheit ihrer Mutter vor ihren Klassenkameraden verschweigen möchte. Es ist ihr unangenehm, weil sie sich beäugt fühlt. Sie kämpft gegen die Krankheit der Mutter an, versucht sie mit Klavierspielen, einem Mutmacherkästchen mit 365 Kärtchen und selbstgemachtem Apfelmus aus Früchten von Mamas Lieblingsapfelbaum wieder gesund, heiter und stark zu machen.

Die Veränderungen in Kathrins Alltag werden an alltäglichem wie Frühstück und Mittagessen beschrieben: Seit dem die Mutter krank ist  und nicht mehr kochen kann ist es nicht mehr so wohlig wie es einmal war.

Auffällig waren für mich zwei Dinge: in dem Buch wird nicht beschrieben, daß die Kinder Kathrin und Till über den Gesundheitszustand der Mutter offen aufgeklärt werden. Es wird wenig mit ihr und ihrem Bruder über Krankheit und Behandlung gesprochen. Die Angst Kathrins ist spürbar, aber sie macht dieses Gefühl mit sich selbst aus. Es ist ein überspitzt formuliert unbegleitetes Erleben wie die Mutter immer schwächer wird, ihr die Haare ausfallen, sie schließlich im Rollstuhl sitzt und letztlich gar nicht mehr aufstehen kann und stirbt. Das zweite für mich auffällige sind die Erwähnungen der Vorstellungen vom Leben nach dem Tod. Für mich haben sie pantheistischen Charakter: das Sterben der Mutter wird immer wieder mit ihrem Lieblingsapfelbaum verbunden, der zunächst durch einen Sturm entwurzelt wird, was die Mutter bereits mit ihrem Sterben verbindet. Der Baum wird wieder aufgerichtet und mit Pfeilern gestützt, ebenfalls die Mutter: sie kann nicht mehr alleine aufstehen, braucht Hilfe beim Waschen; schließlich wird der Baum gewaltsam umgestürzt und stirbt, so auch die Mutter: die Chemotherapie schwächt sie zusehends, sie magert ab und will letztlich nicht mehr ins Krankenhaus, sondern sterben.

Insgesamt beschreibt das Buch die gravierenden Alltagsveränderungen für eine Familie bei Krebserkrankung eines Elternteils aus den Augen eines Kindes mit einer Liebe für´s Detail. Tröstlich fand ich, daß die Mutter im Kreise ihrer Familie stirbt. Das Buch ist meines  Erachtens für Kinder geeignet, deren Eltern die Lektüre begleiten und für Fragen offen sind.

Stefanie Palme

Sophie Brandes, Ein Baum für Mama, Die Schatzkiste, München 2001
ISBN: 3451701502