Queen

Made in heaven

1995 machte eine Pop-CD Furore: „Made in heaven“ von der Gruppe Queen. Man traute seinen Ohren kaum: Singt da wirklich Freddy Mercury? Er, der bereits 1991 viel zu früh, mit Mitte vierzig an Aids gestorben war? Eine CD im Himmel gemacht?

Natürlich entstand diese CD irdisch. Aber auf ihr singt ein Mensch, der seinem Todesengel schon ins Angesicht sah. Und insofern ist die Musik „made in heaven“, in der Vorwegnahme des Übergangs.

Wer Aids hat, stirbt langsam. Die Kräfte verfallen, nicht stetig, sondern im ständigen Auf und Ab. Phasen des körperlichen Verfalls wechseln sich ab mit solchen der Kraft, Zeiten der Trostlosigkeit mit denen überschäumender Hoffnung.

An solchen Tagen hat Freddie Mercury gesungen. Für eine CD, von der er wusste, dass er ihr Erscheinen nicht erleben würde. Wann immer er sich körperlich dazu in der Lage fühlte, kam die Band in seinem Studio zusammen, und er sang. Die nackten Melodien, ohne musikalisches Arrangement. Wenige Wochen vor seinem Tod.

Und wann immer ich seine Lieder höre, frage ich mich, wie er die Kraft dazu aufbringen konnte. Insbesondere sein Lied „Made in heaven“ höre ich als ein Gebet angesichts des nahen Todes. Eine Konfessio, eine Art Beichte auf dem Sterbebett, so hätte man das früher genannt. Und ein Testament. Ein Sterbender gibt Rechenschaft, über seine Lebenseinstellung.

Im Bewusstsein einer höheren Fügung fahre er dahin, gesteht er, mit allen schmerzhaften Erinnerungen und doch bereit, von ganzem Herzen zu lieben. Denn für alles, wirklich alles wird im Himmel die Weichen gestellt. So der Refrain. It was all meant to be. Made in heaven.

Stürmisches Wetter werde im Himmel gemacht, und wenn die Sonne für einen Moment hinter den Wolken erscheine und er sich wünsche, dies möge für immer so bleiben und er diesen Wunsch hinausschreie in seinem Lied, so wisse er doch in der Tiefe seines Herzens, dass er seine Rolle im Spiel der Zeit auszufüllen habe, dass er nur darin sein Ziel finden könne, sein Elend auf sich zu nehmen und seine Seele dahinzugeben. Denn für alles werden im Himmel die Weichen gestellt.

Klar steht es ihm vor Augen: Es war Gottes Wille, der ihn in die Sterne geschrieben hat. Seinem Todesengel ins Angesicht zu blicken, im Frieden mit sich und seinem Schicksal, hat Freddy Mercury Kraft gegeben. Ein Todkranker singt. Bis es nicht mehr geht. Er singt sich im wahrsten Sinne des Wortes die Seele aus dem Leib. Und gibt uns, die wir sein Lied hören, Kraft. Und Trost.

Inken Mädler