Christ, der Herr, ist auferstanden

Charles Wesley

Ich habe dieses Lied zum ersten Mal gehört und gesungen, als ich eine Frau beerdigen durfte, die ich vorher im Hospiz einige Male besucht hatte. Schon im Hospiz war mir aufgefallen, wie sicher und glaubensstark sie war. Wir unterhielten uns über den Glauben, über ihr Leben. Im Leben, so haben es Angehörige später bestätigt, war sie oft unsicher, still und leise. In den Tod ging sie mit ruhiger Gelassenheit und innerer Kraft.

Sie hat es sich dann gewünscht: dieses Lied, das von Charles Wesley geschrieben worden ist. Sie war selbst Methodistin und hat dieses Lied gemocht. Sie wünschte sich dieses Lied und damit die Gemeinde es besser mitsingen konnte, wurde es auch vom Band abgespielt. Kein normales Band! Es war eine Aufnahme aus einem Gottesdienst ihrer Heimatgemeinde. Sie selbst hatte diese Aufnahme gemacht. Und weil sie dem Aufnahmegerät am nächsten saß, war ihre Stimme laut und deutlich herauszuhören. „Christ der Herr ist auferstanden“: Ein jubelnder Gesang auf den, der den Tod besiegt hat. Siegesjubel. Und das angesichts des Todes und der Trauer. Es gab Trauergäste ihrer alten Gemeinde, die sehr berührt waren. Es gab Angehörige, die empört waren und es „geschmacklos“ fanden. Aber es passte: es passte zu dieser stillen, starken Frau, es passte für diesen Moment. Sie konnte der Gemeinde noch einmal sagen, was ihr wichtig war:

Christus lebt, es sollen leben, halleluja, die sich ihm im Glauben geben, halleluja, und in seinen Händen ruhn. Halleluja. Tod, wo ist dein Stachel nun? Halleluja.

Text und Melodie sind getragen von der Siegesstimmung: Christus lebt und hat den Tod überwunden. Ein hart umkämpfter Sieg, ein Sieg unter Tränen vielleicht, aber das Lied lockt den Kopf zu heben, hinauszuschauen über den Tellerrand des eigenen Leids auf Gott, der Tod und Leben in seiner Hand hält und der in der Auferstehung ein für allemal auf die Seite des Lebens tritt.

Ich habe seitdem dieses Lied öfter gesungen, aber nie, ohne an sie zu denken. Ich weiß nicht, ob ich so siegessicher und stark sein werde, wenn ich einen geliebten Menschen verlieren werde oder selbst sterben muss. Aber diesen österlichen Blick auf Christus möchte ich haben, dieses Vertrauen, dass Gott mich trägt, auch da wo ich mein Leben unerträglich finde. Sie war ein österlicher Mensch. Ein solcher Mensch möchte ich werden.

Stephan Koch

 

  1. Christ, der Herr, ist auferstanden, halleluja, sagt es laut in allen Landen, halleluja, Siegesjubel hoch erschallt, halleluja, Erd und Himmel widerhallt. Halleluja.
  2. Was im Stalle hat begonnen, halleluja, ist im Felsengrab gewonnen, halleluja. Leben aus der Ewigkeit, halleluja, überwindet Tod und Zeit. Halleluja.
  3. Christus lebt, es sollen leben, halleluja, die sich ihm im Glauben geben, halleluja, und in seinen Händen ruhn. Halleluja. Tod, wo ist dein Stachel nun? Halleluja.
  4. Großer König, dir zum Preise, halleluja, machen wir auf viele Weise, halleluja, aller Welt mit frohem Mund, halleluja, deinen Retternamen kund. Halleluja

T: Charles Wesley 1739 („Christ the Lord is risen today“)
Dt: Siegfried Soberger 1987 (Str.1); Gotthilf Hunziker (Str. 2-4)
M: London 1708/1742