Andacht im Friedwald
Posaunen
Begrüßung und Votum
Ich begrüße Sie, die sie heute hierher in den Friedwald gekommen sind, um am Grab eines Ihnen lieben und vertrauten Menschen innezuhalten, ihm nahe zu sein und sich an ihn oder sie zu erinnern.
Zwei Jahre ist der Friedwald nun alt. Das heißt für Sie, dass der Tod Ihrer so vertrauten Angehörigen oder Freunde noch gar nicht so lange her ist. Der Abschiedsschmerz ist also noch lange nicht verschwunden – wenn er denn überhaupt jemals verschwinden kann.
Vielleicht wird die Trauer um einen lieben Menschen für Sie zu einer Art Begleiterin ihres Lebens.
Hier am Baum und damit am Grab werden die Erinnerungen an unsere Verstorbenen wach und bewegen unsere Herzen. Hier sind wir den lieben Menschen, die wir immer noch vermissen seltsam nah und vertraut.
Und nicht wenige Zwiegespräche mit den Verstorbenen, aber auch mit den Lebenden finden hier statt – und auch Gespräche mit Gott – Sei es eine Klage über den Verlust eines uns so vertrauten Menschen oder sei es der Dank für schöne Erlebnisse mit diesem Menschen
Deshalb sind wir auch oder gerade hier im Friedwald versammelt IM NAMEN GOTTES DES VATERS, DES SOHNES UND DES HEILIGEN GEISTES Amen.
Psalm 126
Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten
Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird,
so werden wir sein wie die Träumenden.
Dann wird unser Mund voll Lachens
und unsre Zunge voll Rühmens sein.
Dann wird man sagen unter den Heiden:
Der Herr hat Großes an ihnen getan!
Der Herr hat Großes an uns getan;
des sind wir fröhlich.
Herr, bringe zurück unsre Gefangenen,
wie du die Bäche wiederbringst im Südland.
Die mit Tränen säen,
werden mit Freuden ernten.
Sie gehen hin und weinen
und streuen ihren Samen
und kommen mit Freuden
und bringen ihre Garben.
Gebet
Du unser Gott,
hier im Friedwald sind wir an einem Ort des Abschiednehmens und der Trauer.
Wie einsam und verlassen wir uns gerade jetzt und hier fühlen,
das wissen nur Du und ich alleine. Zweifel nagen an uns, an unserem Glauben an dich, an Dir. Der Tod rührt an den Grundfesten unseres Glaubens.
Unsere Bilder vom Himmel, die scheinen uns manchmal so naiv – und unzureichend.
Wir bekennen vor dir unsere Zweifel an deiner Macht und vertrauen uns doch dir an.
Wir beten zu dir und hoffen auf dich, dass du uns annimmst so wie wir sind, dass du uns hältst und trägst, dass du uns nie verlässt. Auch nicht hier an diesem Ort und an dem Tag der Trauer, an dem wir uns an all die lieben Menschen aus unserem Leben erinnern, von denen wir Abschied nehmen mussten.
Wir wollen dir vertrauen, der Du stärker bist als der Tod und dir, bei dem es weder Schmerz noch Tränen gibt.
Wir vertrauen darauf, dass einmal eines Tages alles gut wird bei dir. Amen.
Lied: EG 16, 1-2.6 Die Nacht ist vorgedrungen
Schriftlesung:
Ich lese aus dem Buch der Offenbarung Kapitel 21, Verse 1-5a
1Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr.
2 Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann.
3 Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein;
4 und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.
5 Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu!
Ansprache
Liebe Gemeinde,
Sie sind hier, weil Sie um einen oder sogar um mehrere Menschen trauern. Einen davon haben Sie vielleicht erst vor kurzem, vor ein paar Tagen verloren, andere vielleicht schon vor zwei Jahren.
Das ist ganz egal. An diesem Tag im Jahr sind alle bei uns, in unseren Herzen und Gedanken, die wir vermissen und an sie wollen wir uns erinnern. Dazu gehören auch die, die wir schon vor längerer Zeit in unserem Leben verloren haben, vor vielen Jahren vielleicht schon. Auch sie sind in unserer Erinnerung lebendig und uns nah und vertraut.
Wenn wir uns an alle erinnern, die wir so sehr vermissen, dann wollen wir dabei wenigstens versuchen, zu verstehen, dass der Tod zu unserem Leben dazugehört. Dass er immer einmal wieder – wenn auch noch so plötzlich in unser Leben eingreift. Dass der Tod eigentlich ein fester Begleiter unseres Lebens ist.
Doch wir wollen auch an unser Leben denken, und an die Menschen, die uns im Leben so viel bedeuten – die uns am Leben erhalten und ins Leben zurückrufen.
Ich versuche Sie in Gedanken mit zu nehmen und darin den Tod und das Leben miteinander zu verbinden. Ich tue dies indem ich Sie zunächst mit in meine eigene Familie nehme.
Die Lauterbacher unter Ihnen wissen es vielleicht, ab und zu besuche ich meine Tante in Australien. So vor genau einem Jahr. Bei der riesigen Entfernung können wir uns nur alle zwei bis drei Jahre sehen.
Meine Tante ist die letzte Verwandte aus der Familie meiner Mutter, die noch lebt und für mich über die vergangenen 24 Jahre zu einer „Ersatzmutter“ geworden.
Schwer gefallen ist mir der Abschied von ihr, denn nie weiß ich, ob wir uns lebend wiedersehen. Wir wissen beide nur zu gut, wie unverhofft und unbarmherzig der Tod manchmal ins Leben eingreifen kann. Mehr als einmal haben wir das erleben müssen.
Als der Abschied von ihr nun wieder einmal bevorstand ist mir ein Gedicht eingefallen, dass mir eine Frau, die ihren Mann bei einem Unfall verloren hat, einmal gegeben hat. (http://www.trauernetz.de/).
„Wenn ich wüsste, dass es das letzte Mal ist, dass ich einen Moment innehalten kann um zu sagen: „Ich liebe Dich“, anstatt davon auszugehen, dass du weißt, dass ich dich liebe“, heißt es dort. Und auch wenn dies nicht geschieht, möchte der unbekannte Autor seinen liebsten Menschen sicherheitshalber sagen, wie sehr er sie liebt.
Denn so schreibt er weiter: „falls das „Morgen“ niemals kommt, wirst du bestimmt bereuen, dass du dir keine Zeit genommen hast für ein Lächeln, eine Umarmung oder einen Kuss und dass du zu beschäftigt warst, um jemandem etwas zuzugestehen, was sich im Nachhinein als sein letzter Wunsch herausstellt.
Halte deine Lieben heute ganz fest und flüstere ihnen ins Ohr, sag ihnen, wie sehr du sie liebst und dass du sie immer lieben wirst. Nimm dir die Zeit zu sagen: „Es tut mir Leid“, „Bitte verzeih mir“, „Danke“ oder „ist in Ordnung“, und wenn es kein „Morgen gibt, musst du den heutigen Tag nicht bereuen.“
Bei unserem Abschied habe ich meine Tante fest in den Arm genommen und angefangen zu weinen. Mehr ging nicht. Aber vorher, noch bei ihr zu Hause, habe ich ihr eine Karte vom schönsten Ort, an dem wir gemeinsam waren, unter das Kopfkissen geschoben und darauf geschrieben wie sehr ich sie liebe und vermissen werde – und dass wir uns, wenn Gott will, hoffentlich wiedersehen.
Heute erinnern wir uns hier im Friedwald so ähnlich wie vielleicht am Totensonntag in der Kirche an all die Menschen, die wir verloren haben. Und dabei fallen uns hoffentlich trotz aller Trauer um sie auch viele schöne gemeinsame Momente mit ihnen ein.
Auch ich denke an meine so sehr vermissten Liebsten. Aber wenn ich an sie denke, sagen sie mir auch dies: Bleib mit deinen Gedanken nicht nur bei uns, den Verstorbenen, sondern denke auch an die Lebenden! Genieße jede Minute mit ihnen, die dir bleibt!
Jesus hat uns immer wieder darauf hingewiesen, dass wir nie wissen, wann das Reich Gottes kommt, dass wir auch nie wissen können, wann der Tod in unser Leben eingreift. So z.B mit dem Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen, das uns sagen soll dass dies aber jederzeit passieren kann.
Für uns heißt das, dass wir auch nie wissen, wann der Tod in unser Leben eingreift. Der Tod, auf den unserer christlichen Auferstehungshoffnung zur Folge der Übergang in Gottes ewiges Reich folgt. Deshalb, sagt Jesus im Gleichnis, zündet eure Lichter an, damit wir hier in diesem Leben sehen, worauf es wirklich ankommt: Auf ein würdiges Erinnern an unsere Verstorbenen genauso wie auf ein würdiges Leben mit den Menschen, die wir oder die uns so sehr lieben.
Ich erinnere mich gerne genauso an meine verstorbene Mutter wie auch an meine wenn auch so weit weg lebende Tante.
Und dabei erinnere ich mich auch daran, wie wichtig es ist, den Lebenden meine Liebe zu zeigen, damit ich bereit bin für den schmerzlichen Moment, in dem ich von ihnen Abschied nehmen muss und sie ganz der Liebe unseres Gottes anvertraue, in dessen Reich sie gut aufgehoben sind.
Ich möchte nun stellvertretend für ale Menschen, an die wir denken, eine Kerze anzünden.
Dazu möchte ich uns den ganzen Wortlaut des erwähnten Gedichtes vorlesen und uns dann einen Moment in der Stille unseren eigenen Gedanken überlassen.
„WENN ICH WÜSSTE“
Wenn ich wüsste, dass es das letzte Mal ist, dass ich dich einschlafen sehe, würde ich dich besser zudecken und zu Gott beten, er möge deine Seele schützen.
Wenn ich wüsste, dass es das letzte Mal ist, dass ich dich zur Türe rausgehen sehe, würde ich dich umarmen und küssen und dich für einen weiteren Kuss zurückrufen.
Wen ich wüsste, dass es das letzte Mal ist, dass ich einen Moment innehalten kann, um zu sagen: „Ich liebe Dich“, anstatt davon auszugehen, dass du weißt, dass ich dich liebe.
Wenn ich wüsste, dass es das letzte Mal ist, dass ich da sein kann, um den Tag mit dir zu teilen, weil ich sicher bin, dass es noch manchen Tag geben wird, so dass ich diesen einen verstreichen lassen kann.
Es gibt sicherlich immer ein „Morgen“, um ein „Versehen/ Irrtum“ zu begehen.
Und wir erhalten immer eine zweite Chance, um einfach alles in Ordnung zu bringen.
Es wird immer einen anderen Tag geben, um zu sagen: „Ich liebe Dich“, und es gibt sicher eine weitere Chance, um zu sagen: „Kann ich etwas für Dich tun?“
Aber nur für den Fall, dass ich falsch liegen sollte, und es bleibt nur der heutige Tag, möchte ich dir sagen, wie sehr ich dich liebe, und ich hoffe, dass wir das nie vergessen.
Das „Morgen“ ist niemandem versprochen, weder jung noch alt, und heute könnte die letzte Chance sein, die du hast, um deine Liebe festzuhalten.
Wenn du also auf Morgen wartest, weshalb tust du es nicht heute?
Falls das „Morgen“ niemals kommt, wirst du bestimmt bereuen, dass du dir keine Zeit genommen hast für ein Lächeln, eine Umarmung oder einen Kuss und dass du zu beschäftigt warst, um jemandem etwas zuzugestehen, was sich im Nachhinein als sein letzter Wunsch herausstellt.
Halte deine Lieben heute ganz fest und flüstere ihnen ins Ohr, sag ihnen, wie sehr du sie liebst und dass du sie immer lieben wirst.
Nimm dir die Zeit zu sagen: „Es tut mir Leid“, „Bitte verzeih mir“, Danke“ oder „ist in Ordnung“, und wenn es kein „Morgen gibt, musst du den heutigen Tag nicht bereuen.
(Autor unbekannt)
In der Stille erinnern wir uns nun an all die Menschen, die wir verloren haben und die wir vermissen – und an all die, die unser Leben reich machen.
Diese Kerze sollen uns daran erinnern, dass unsere Verstorbenen jetzt und für immer in Gottes Licht stehen und so auch noch Licht in unser Leben bringen. Und diese Kerze soll uns daran erinnern, dass auch wir in Gottes Licht stehen und deshalb nie verloren gehen.
STILLE
Gebet
Lasst uns beten!
Du Gott der Lebenden und der Toten,
wir teilen unsere Trauer und unseren Schmerz.
Wir teilen aber auch die Dankbarkeit für die schönen Momente in unserem Leben.
Und wir teilen unsere Hoffnung auf das was einmal sein wird.
Denn du hast uns zugesagt, dass du einmal abwischen wirst alle Tränen von unseren Augen.
Und im Vertrauen auf deine Verheißungen wenden wir uns dir zu und beten miteinander und füreinander:
Vater unser
Lied: 361, 1-2.6 Befiehl du deine Wege
Segen
In der Gewissheit, dass mit dem Tod Jesu Christi am Kreuz nicht alles aus ist, sondern dass neues Leben folgen wird, geht in diesen Abend und in das Leben, das vor euch liegt, mit dem Segen Gottes:
Gott segne dich und behüte dich!
Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Gott erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir Frieden!
G: Amen.
Posaunen
von Astrid Stephan