Aussegnung

Wenn ein Mensch gestorben ist, wird manchmal eine Aussegnung am Totenbett gewünscht. Dazu muss ein äußerer Rahmen geschaffen werden: Wie sieht die Verstorbene aus? Sind die Hände aufeinandergelegt? Ist es gut, den Verstorbenen zu kämmen oder das Gesicht zu reinigen? Ist er gut zugedeckt? Müssen noch medizinische Geräte weggeräumt werden? Wie sieht das Zimmer aus? Liegen noch weitere unnötige Dinge auf einem Nachtschrank oder sogar auf dem Bett? Gibt es Blumen oder eine Kerze? Gibt es ein Symbol, das der Verstorbenen in die Hände gelegt werden soll? Sitzen oder stehen die Angehörigen? Und wo? All dies soll in Ruhe bedacht und geregelt werden. Äußerlichkeiten können helfen, das Innere zur Ruhe zu bringen.

Vor dem eigentlichen liturgischen Akt der Aussegnung wird sicher noch ein wenig gesprochen. Da folgt die Segnende den Bedürfnissen der Angehörigen. In Anwesenheit des Toten zu reden macht das Gespräch besonders. Meist reden wir unwillkürlich leise. Es wird viel geschwiegen. Für alles ist genug Zeit. Letzte Berührungen kann es geben. Manchmal ist da eine Scheu, dies zu tun. Der Segnende kann dazu ermuntern, ohne zu drängen. Niemand soll hier etwas tun, was er oder sie nicht will.

Für die Aussegnung stellt sich die Segnende neben das Bett. Die Angehörigen können sich auf die andere Seite stellen oder, je nach Anzahl, am Fußende gruppieren. Es gibt verschiedene liturgische Formen, je nach Tradition oder auch Situation. Ich nenne hier nur einige Elemente:

Der Liturg berührt die Tote und spricht sie an, wissend, dass dieser Leib ihn nicht mehr hören kann. Wir können geteilter Meinung darüber sein, wo die gerade verstorbenen Menschen nun sind. Manche Theologinnen und Theologen sprechen davon, dass sie so kurz nach ihrem Sterben auf eine geheimnisvolle Art und Weise noch anwesend sind. Für die Angehörigen jedoch ist die Zuwendung zu den Toten eine tröstende Geste. Ein weiteres Element der Aussegnung ist die Wendung der Segnenden zu den Angehörigen und der Segen der Hinterbliebenen. Im Folgenden einige Vorschläge zur Konkretion. Sie sind sehr einfach gehalten. Weitere Anregungen finden sich im Neuen Evangelischen Pastorale.

Liturgie

Der Friede Gottes sei mit euch/uns allen.

N.N. ist jetzt tot. Wir müssen Abschied nehmen.

Das ist schwer. Darum suchen wir Zuflucht bei Gott.

Psalm 23 oder ein anderer Psalm

N.N., ich segne dich mit dem Zeichen des Kreuzes.

(Mit dem Daumen auf der Stirn ein Kreuz zeichnen.)

Gott behüte dich, er behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit. Amen.

 

Gebet

Lasst uns beten.

Gott, hier sind wir jetzt.

Traurig, erschrocken (Gefühle benennen, die gerade besonders spürbar sind, evtl. auch Zorn).

Dir vertrauen wir N.N. an.

Sei bei ihm/ihr. Nimm ihn/sie zu dir.

Sei auch jetzt bei uns.

Denn wir fühlen uns traurig und verlassen.

Sei besonders bei (hier z. B. Ehepartner/-in oder Kinder, vor allem jüngere Kinder nennen).

Stärke sie für die nächsten Schritte.

Behüte und bewahre sie.

Amen.

Vater Unser

Segen der Hinterbliebenen

Gott segne euch und behüte euch.

Gott lasse das Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig.

Gott erhebe das Angesicht auf euch und gebe euch Frieden.

Amen.

oder Segensbitte:

Gott segne uns und behüte uns.

Gott lasse das Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.

Gott erhebe das Angesicht auf uns und gebe uns Frieden.

Amen.

Weitere Segen für die Toten

aus: Schriftworte und Liturgische Texte für den Bestattungsgottesdienst, EKHN 1992:

Es segne dich Gott, der Vater,

der uns geschaffen hat

nach seinem Bild.

Es segne dich Gott, der Sohn,

der uns erlöst hat

von aller Schuld.

Es segne dich der Heilige Geist,

der uns zu neuem Leben führt.

Der dreieinige Gott,

der deinen Eingang gesegnet hat,

segne deinen Ausgang in Ewigkeit.

 

Lateinischer Sterbesegen aus dem 8. Jahrhundert:

(unter Handauflegung)

Es segne dich Gott, der Vater,

der dich nach seinem Bild geschaffen hat.

Es segne dich Gott, der Sohn,

der dich durch sein Leiden und Sterben erlöst hat.

Es segne dich Gott, der Heilige Geist,

der dich zum Leben gerufen und geheiligt hat.

Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist,

geleite dich durch das Dunkel des Todes.

Er sei dir gnädig im Gericht

und gebe dir Frieden und ewiges Leben.

von Doris Joachim