Urne und Sarg aus Lego

Es gibt Kinder aus Legosteinen, bei denen der Mund in tiefster Verzweiflung offensteht, bei anderen ist er zu einem schmalen Strich erstarrt. Dieses und anderes Trauerspielzeug konzipierte der NiederlĂ€nder Richard Hattink aus Utrecht, seit drei Jahren vertreibt er es auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Mit seinem Bestattungsspielzeug beschĂ€ftigen sich unter anderem die Kinder der Johanniter-Trauergruppe „Die Muschel“ in LĂŒdenscheid: Sie können mit den SĂ€rgen, mit Trauerhalle, Kirche oder Urnenwand aus Bausteinen spielend den Tod begreifen. „Meine Mutter ist jetzt auch in einer Urnenwand“, meint ein ElfjĂ€hriger aus der Trauergruppe, der darum als erstes das Krematorium zusammengebaut hat. Und weil ihr Vater so viele Blumen auf seinem Sarg hatte, setzte ein MĂ€dchen dies gleich mit den Bausteinen um. Krematorium erweitern, Sand mitbringen „Mit dem Bestattungsspielzeug versuche ich, den Tod so zugĂ€nglich wie möglich fĂŒr das GesprĂ€ch mit Kindern zu machen“, erklĂ€rt Richard Hattink auf seiner Internetseite. Er selbst hatte als Kind den Tod einer Bezugsperson erlebt und traf spĂ€ter als Lehrer auf trauernde Kinder. Im Umgang mit der Trauer vermisste er dabei oft das offene GesprĂ€ch und das passende Werkzeug, um es einzuleiten. Sein Spielzeug soll daher helfen, den Tod transparent zu machen, die eigene Geschichte zu spielen und dabei das Erlebte zu verarbeiten. Die Kinder der Muschel-Gruppe haben auch bereits eigene Ideen, wie sie das Spielen mit den Materialien fortsetzen wollen. „Das Krematorium mĂŒssen wir mit eigenen Steinen erweitern, denn sonst lĂ€sst sich der Sarg dort gar nicht hineinschieben“, meint ein Junge. Und eine ElfjĂ€hrige beschließt, dass sie beim nĂ€chsten Treffen etwas Sand mitbringt, um ein BegrĂ€bnis mit Sarg richtig nachspielen zu können.