Pur

Es ist wie es ist

„Es ist, wie es ist.“ Ein geliebter Mensch erhält durch Untersuchungsergebnisse eine Diagnose, die sein Leben von Grund auf verändern wird. Unsere Angst, unser eigenes Leben oder das eines geliebten Angehörigen zu verlieren, trifft uns zuinnerst. Die deutsche Pop-Gruppe PUR thematisiert diese einschneidende Erfahrung von Menschen in dem Titelsong ihres gleichnamigen Albums „Es ist, wie es ist“. Mit ihrem eindrücklichen Text „Die Welt, wie Du sie für Dich siehst, wie Du gewinnst, manchmal verlierst, gerät vielleicht aus der Balance. Vielleicht ist nichts mehr, wie es war, vielleicht bist Du bald nicht mehr da“ wagen es PUR, diese bittere Wahrheit in ihrem rockig gehaltenen Song auszusprechen, ja in beinahe aggressivem Tonfall „Es kann nicht sein, was nicht sein darf“ in die Welt hinauszuschreien. Dabei mangelt es der Gruppe in dem Stück trotzdem nicht an der nötigen Sensibilität. Vielmehr gelingt es ihnen die vielschichtigen Facetten dieser Situation sensibel, aber doch in aller Klarheit auszudrücken. Vor der Diagnose einer lebensbedrohlichen Erkrankung befällt uns die Unsicherheit, die in „nackte Angst“ gipfeln kann, anschließend bewegen uns die offensichtliche Sinnlosigkeit der Situation sowie die Wut darüber, selbst betroffen zu sein und nicht die anderen – „Warum ich, warum nicht Du“? Diese Empfindungen dürfen zugelassen werden. Bei Pur münden sie in die Aussage:

„Es ist, wie es ist.“

Erscheint diese Feststellung jedoch nicht eher als Fluch denn als Segen? Schwingt nicht in der Aussage deutlich die Resignation und Enttäuschung vom Leben mit? Die Band um den Sänger und Textdichter Hartmut Engler will in ihrem Lied jedoch nicht ent-, sondern ermutigen. „Es ist wie es ist. Du bist was Du bist. Du lebst mit den Freuden. Und lebst mit den Leiden. Ob bitter, ob süß. Was immer Du fühlst. Das hier ist Dein Leben. Und Du kannst entscheiden“ heißt es in dem Refrain. Unsere erlebte und durchlittene Ohnmacht findet ihre Grenze an unserer persönlichen Lebenseinstellung und unserem Umgang mit diesen Erlebnissen. Diese Hilfe will PUR uns mit auf den Weg geben. Wichtig ist dabei nicht, der Verzweiflung, der Angst und der Wut keinen Raum zu lassen. Jedoch geht es darum, sie zwar als Gefährten auf unseren Lebensweg mitzunehmen, uns aber nicht durch sie bestimmen zu lassen. Hartmut Engler schreibt dazu in dem Beiheft der zum 25-jährigen Bestehen der Band 2006 erschienenen CD: „In Wartezimmern, in Krankenzimmern warten Menschen auf Untersuchungsergebnisse, Diagnosen, die über ihre Lebensumstände oder sogar ihr Leben entscheiden. Eine Situation, die zum Nachdenken, zum Umdenken zwingt. Wie es auch ausgeht: Es ist, wie es ist, doch Du entscheidest, wie Du damit umgehst.“ Ein Song, der Mut macht!

Saskia Flake