Robert Schumann

Anfangs wollt‘ ich fast verzagen – Liederkreis op. 24, Heinrich Heine

Anfangs wollt ich fast verzagen,
Und ich glaubt, ich trüg es nie;
Und ich hab es doch getragen –
Aber fragt mich nur nicht, wie?

Kurz – ca. eine Minute – und sehr einfach ist dieses Lied von Robert Schumann. Eine schlichte Melodie, die – ähnlich wie ein Choral – von Akkorden begleitet wird. Schumann hat es im Jahr 1840 komponiert in einer Zeit, in der er hin und her gerissen war zwischen seiner Liebe zu Clara Wieck und der Angst, dass der Vater Claras der Verbindung ein Ende machen könnte. Das Gedicht, das dem Lied zugrunde liegt, hat Heinrich Heine in den Jahren zwischen 1817 und 1821 mit gut 20 Jahren geschrieben. Es deutet nur an, wovon es spricht, und sagt dennoch sehr viel. Man ahnt die Trauer des jungen Mannes, dem eine Liebe verloren gegangen ist. Anfangs ist es kaum vorstellbar, dass das Leben unter solchem Schmerz weitergehen könnte. Einige Zeit später – das „ich“ im Gedicht scheint selbst darüber zu staunen – hat sich dennoch ein Weg gefunden. „Aber fragt mich nur nicht, wie?“ Nicht nur die Verwunderung, dass es möglich war, liegt in dieser Frage, sondern auch die Mühe klingt nach, die es gekostet hat. Schumann wiederholt im Lied denn auch das „nicht, wie?“ wie einen Nachhall des Schmerzes. Die tiefste Trauer ist vorüber, aber ihre Spuren bleiben.

Schon in den einleitenden Akkorden des Liedes sind die Anklänge zum Choral „Wer nur den lieben Gott lässt walten und hoffet auf ihn alle Zeit, den wird er wunderbar erhalten in aller Not und Traurigkeit“ (Ev. Gesangbuch, Nr. 369) deutlich zu hören. In Heines Gedicht ist von Gott keine Rede. Aber Schumann verweist mit seiner Musik darauf, dass selbst in der tiefsten Trauer eine Hintergrundmelodie hörbar werden kann, die ein vorsichtiges Vertrauen auf Gott enthält. Bei allem Schrecken, den die Trauer auch in der Rückschau behält: Sie hat nicht das letzte Wort, sondern sie verwandelt sich.

Ulrike Wagner-Rau