Johannes Brahms
Ein deutsches Requiem
„Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden.“ – Mit diesen Worten Jesu aus der Bergpredigt beginnt der erste Satz des Requiems von Johannes Brahms (1833-1897). Brahms nannte es in einem Brief an die von ihm leidenschaftlich verehrte Clara Schumann „eine Art deutsches Requiem“, denn es unterscheidet sich in mancherlei Hinsicht von anderen lateinischen Requiems. Es ist eher eine „Trauermusik in deutscher Sprache“ und als Trost für die Hinterbliebenen geschrieben und nicht als Seelenmesse für einen Verstorbenen.
Wer dieses tief romantische Werk hört, könnte meinen, es entstammt der kompositorischen Abgeklärtheit des Alters. Dem ist aber nicht so. Bereits als Endzwanziger begann Brahms die Arbeit an diesem oratorischen Werk für Chor und Orchester. Dabei lässt sich kein wirklich konkreter Anlass ermitteln, weswegen Brahms mit dem Arbeiten begonnen hat. Wohl aber hat der Tod seiner eigenen Mutter im Februar 1865 einiges dazu beigetragen, dass Brahms dieses Werk als Vierunddreißigjähriger 1867 im Wesentlichen vollendete.
Brahms wendet sich in diesem etwa einstündigen Werk an den trauernden, den Leid tragenden Menschen. Sein Anliegen ist, der Erfahrung des Leidens musikalischen Ausdruck zu verleihen und durch die Kraft von Text und Musik Trost und Hoffnung zu spenden. Dabei vertont er in loser Reihenfolge einzelne Abschnitte der Bibel. Die Anordnung der Texte und die Art und Weise der Vertonung lassen den Hörer Liebe und Schmerz, Abschied und Hoffnung sowie die Einsicht in die Endlichkeit allen irdischen Lebens in einer großartigen Weise nachvollziehen, so dass sich häufig eine tiefe Ergriffenheit einstellt, nicht aber eine depressive Traurigkeit.
Seit seiner Uraufführung im Jahr 1868 erfreut sich Brahms Requiem einer großen Wertschätzung und Beliebtheit und ist zu einem der populärsten Werke Brahms geworden. So urteilte beispielsweise der große Wiener Musikkritiker Eduard Hanslick schon kurz nach der Uraufführung: „Seit Bachs h-moll-Messe und Beethovens Missa solemnis ist nichts geschrieben worden, was auf diesem Gebiete sich neben Brahms deutsches Requiem zu stellen vermag.“ Dieses Urteil lässt den Rang von Brahms Requiem im Kanon der Klassischen Musik erahnen, den es auch bis heute nicht verloren hat.
Eine Auswahl an Einspielungen bekommt man schnell, wenn man „Brahms Deutsches Requiem“ in die Suchliste der gängigen Bücher und CD Online-Shops eingibt. Mehr detaillierte Informationen zum Deutschen Requiem finden sich im Internet z.B. bei Wikipedia unter Ein deutsches Requiem.
Detlev Prößdorf