Franz Waxman

Joshua – A Dramatic Oratorio

1957 starb Alice Waxman, die erste Frau eines der berühmtesten Filmmusikkomponisten des 20. Jahrhunderts, Franz Waxman. Zu ihrem Gedenken komponierte Waxman „Joshua. A Dramatic Oratorio for Soloists, Narrator, Mixed Chorus and Orchestra“, welches unter der Leitung des Komponisten am 23.5.1959 im Altarraum des Temple Emanu-El in Dallas uraufgeführt wurde und dann noch einmal am 1.6.1961 in Los Angeles erklang. Anlässlich seines 100. Geburtstags wurde es 2006 erstmals bei der Deutschen Grammophon unter der Leitung von James Sedares eingespielt.

Franz Wachsmann wurde am 24.12.1906 als 6. Sohn eines jüdischen Industriellen im oberschlesischen Königshütte geboren. Seine Karriere begann mit der Instrumentierung der Filmmusik Friedrich Hollaenders zum Film „Der blaue Engel“ mit Marlene Dietrich. 1934 verließ Wachsmann Deutschland, nachdem er in Berlin auf offener Straße von Nazi-Schlägern angepöbelt worden war und kam über Paris nach Hollywood. Dort gelang ihm der Durchbruch mit der Filmmusik zu „Frankensteins Braut“. 1967 starb er in Hollywood nach über 150 Filmmusikkompositionen, 12 Oscarnominierungen und 2 gewonnen Oscars.

Sein Oratorium „Joshua“ basiert auf dem biblischen Buch Josua und kann gehört werden als eine Auseinandersetzung mit Tod und Leben. Der Spannungsbogen dieses Kinos für die Ohren geht vom Tod Moses zum Tod Josuas, aber auch vom Westen zum Osten: Der 1. Satz lautet „The sun was fading in the west. And the sun was as Moses.“ Der letzte Satz lautet: „In the Land of Promise we promise thee to live in the Lord. Selah.“ Das Land der Verheißung bleibt eine Aufgabe, auch und gerade dann, wenn es erreicht scheint. Das Oratorium ist geprägt von dem Ineinander der persönlichen Trauersituation Waxman’s und der aktuellen politischen Situation in Israel. So heißt es z.B. nach der Landverteilung in Silo und der Befriedung der anderen Völker als politischer Wunsch des Komponisten: „So, all these cities grew in peace.“ Und nur einige Sätze später sagt der Erzähler im selben Abschnitt: „But Creation claims all. And Joshua knew the call of death.“ Enger können Friedensbotschaft, Trauer und Gottvertrauen, geboren aus einem Lebenslauf von Oberschlesien nach Hollywood, kaum erklingen. Und so leise wie das dramatische Oratorium mit seinem Blick nach Westen begann, so leise endet es auch mit seinem „Selah“, einer Selbstverpflichtung für das gelobte Land, an dem Menschen mitarbeiten, ohne es je erreicht zu haben.

Harald Schroeter-Wittke