Ihn, ihn lass tun und walten

Paul Gerhardt / Bartholomäus Gesius

Der bekannte Liederdichter des 17. Jahrhunderts aus Berlin-Brandenburg, Paul Gerhardt (1607-1676), bekommt als Pfarrer Streit mit dem Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm. Es geht bei Reformierten und der Lutheranern um die neue Evangelische Lehre, um das Verständnis von Jesus Christus. Hauptstreitpunkt ist das Abendmahl.

Man war sich darüber hinaus auch nicht einig, ob Bilder in der Kirche aufgehängt und ob festliche Musiken von Instrumenten und Orgel gespielt werden dürfen. Für die Lutheraner war das selbstverständlich und sogar wichtig. Kunst sollte Abbild des Himmels sein, Bilder und Musik sollten Gott die Ehre geben, ihn  loben und verherrlichen. Die Reformierten lehnten dies strikt ab.

Der große Kurfürst – als kirchlicher Landesherr – wollte zwischen den beiden Parteien schlichten und die Pfarrer zwingen, sich bei ihren Predigten nicht anzufeinden. Vielmehr sollten sie ein „Toleranzedikt“ unterschreiben, in dem sie sich verpflichteten, sich gegenseitig zu akzeptieren. Der überzeugte Lutheraner Paul Gerhardt konnte und wollte dies nicht. Darin hätte er einen Verrat an der reformatorischen Lehre gesehen, auf die er bei seiner Ordination geschworen hatte. Die Folge seiner Verweigerung war, dass er aus seinem Pfarramt entlassen wurde.

In einer Strophe seines bekannten Liedes „Befiehl du deine Wege“ (Evangelisches Gesangbuch Nr. 361) nimmt er mit wenigen Worten indirekt Bezug auf diesen Kirchenstreit und begründet seine Haltung. Er bezieht sich auf Jesus Christus, der für ihn Maßstab seines Glaubens ist. Diesem Jesus Christus vertraut Paul Gerhardt und traut ihm alles zu, was für sein Leben wichtig ist. Jesus Christus ist für ihn der eigentliche „Fürst“, der „weise“ Entscheidungen fällt, die sein Denken und Tun, seine Ängste und Nöte leiten und schließlich zu einem guten „wunderbaren“ Ende führen werden. Dieses Vertrauen und dieser Glaube kann auch heute für uns Vorbild und Maßstab sein.

IHN, IHN lass tun und walten, ER ist ein weiser Fürst
und wird sich so verhalten, dass du dich wundern wirst,
wenn ER, wie’s ihm gebühret,
mit wunderbarem Rat
das Werk hinaus wird führen,
dass dich bekümmert hat. (EG 361,8)

Karl-Heinz Saretzki