Befiehl Du Deine Wege

  1. Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt
    der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt.
    Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn,
    der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann.
  2. Dem Herren mußt du trauen, wenn dir’s soll wohlergehn;
    auf sein Werk mußt du schauen, wenn dein Werk soll bestehn.
    Mit Sorgen und mit Grämen und mit selbsteigner Pein
    läßt Gott sich gar nichts nehmen, es muß erbeten sein.
  3. Dein ewge Treu und Gnade, o Vater, weiß und sieht,
    was gut sei oder schade dem sterblichen Geblüt;
    und was du dann erlesen, das treibst du, starker Held,
    und bringst zum Stand und Wesen, was deinem Rat gefällt.
  4. Weg hast du allerwegen, an Mitteln fehlt dir’s nicht;
    dein Tun ist lauter Segen, dein Gang ist lauter Licht;
    dein Werk kann niemand hindern, dein Arbeit darf nicht ruhn,
    wenn du, was deinen Kindern ersprießlich ist, willst tun.
  5. Und ob gleich alle Teufel hier wollten widerstehn,
    so wird doch ohne Zweifel Gott nicht zurücke gehn;
    was er sich vorgenommen und was er haben will,
    das muß doch endlich kommen zu seinem Zweck und Ziel.
  6. Hoff, o du arme Seele, hoff und sei unverzagt!
    Gott wird dich aus der Höhle, da dich der Kummer plagt,
    mit großen Gnaden rücken; erwarte nur die Zeit,
    so wirst du schon erblicken die Sonn der schönsten Freud.
  7. Auf, auf, gib deinem Schmerz und Sorgen gute Nacht,
    laß fahren, was das Herze betrübt und traurig macht;
    bist du doch nicht Regente, der alles führen soll,
    Gott sitzt im Regimente und führet alles wohl.
  8. Ihn, ihn laß tun und walten, er ist ein weiser Fürst
    und wird sich so verhalten, daß du dich wundern wirst,
    wenn er, wie ihm gebühret, mit wunderbarem Rat
    das Werk hinausgeführet, das dich bekümmert hat.
  9. Er wird zwar eine Weile mit seinem Trost verziehn
    und tun an seinem Teile, als hätt in seinem Sinn
    er deiner sich begeben und sollt’st du für und für
    in Angst und Nöten schweben, als frag er nichts nach dir.
  10. Wird’s aber sich befinden, daß du ihm treu verbleibst,
    so wird er dich entbinden, da du’s am mindsten glaubst;
    er wird dein Herze lösen von der so schweren Last,
    die du zu keinem Bösen bisher getragen hast.
  11. Wohl dir, du Kind der Treue, du hast und trägst davon
    mit Ruhm und Dankgeschreie den Sieg und Ehrenkron;
    Gott gibt dir selbst die Palmen in deine rechte Hand,
    und du singst Freudenpsalmen dem, der dein Leid gewandt.
  12. Mach End, o Herr, mach Ende mit aller unsrer Not;
    stärk unsre Füß und Hände und laß bis in den Tod
    uns allzeit deiner Pflege und Treu empfohlen sein,
    so gehen unsre Wege gewiß zum Himmel ein.

Text: Paul Gerhardt 1653
Melodie: Bartholomäus Gesius 1603; bei Georg Philipp Telemann 1730
Fundorte: Evangelisches Gesangbuch (EG) Nr. 361 , Evangelisches Kirchengesangbuch (EKG) Nr. 294