Tage die bleiben – Ein Film von Pia Strietmann

Manchmal verbindet nur noch der Alltag, was längst nicht mehr zusammen zu passen scheint. So geht es auch der Familie Dewenter. Mutter Andrea (Lena Stolze) ist eine Münsteraner Hausfrau, die neuerdings Halt und Anerkennung in ihrer Arbeit als Autorin findet. Vater Christian (Götz Schubert), der es immer allen Recht machen will, kann und will sich nicht von seiner Frau trennen und verliert sich wie schon so oft in einer seiner Affären, aktuell zur Cellistin Laura (Tessa Mittelstaedt). Sohn Lars hat der Heimat den Rücken gekehrt und versucht sich im fernen Berlin mehr oder weniger erfolglos als Schauspieler. Und die pubertierende Tochter Elaine (Mathilde Bundschuh) provoziert lieber mit ihrer besten Freundin Merle (Lucie Hollmann) erwachsene Männer, als dass sie sich mit ihrer Familie beschäftigt.

Für ihren ersten Roman „Wechselnd bewölkt“ erhält Andrea den Münsteraner Kulturpreis. Die Stadt feiert ihren Erfolg, nur die eigene Familie interessiert sich nicht dafür. Wie auch ihre Romanfigur will sie an jenem feierlichen Abend endgültig einen Neuanfang wagen und ihren Mann verlassen. Vor dem Haus seiner Geliebten wirft sie ihn aus dem Auto. Es ist ein Abschied für immer, denn Sekunden später kommt sie bei einem Autounfall ums Leben. Zurück bleibt eine Familie, die keine Ahnung hat, was diese ‚unfassbare Zeiteinheit zwischen Tod und Beerdigung‘ der Mutter von ihnen verlangt.

Christian ist unfähig, seine Trauer zuzulassen und seine Kinder zu trösten. Er hängt zwar irgendwie an seiner Familie, aber ein richtig guter Vater war er Lars und Elaine nie. So sucht er verzweifelt ein bisschen Nähe bei seiner Geliebten und spinnt kurzzeitig sogar die wahnwitzige Idee, mit ihr nach Amsterdam auszureißen – jetzt, wo ihn keine Ehefrau mehr bindet. Je weiter er weg ist, desto klarer wird ihm aber, dass er endlich wieder Verantwortung für seine Familie übernehmen muss und dass seine Kinder ihn brauchen. Lars hat eigentlich nichts für die Provinz übrig und will nur schnell wieder weg. Zusammen mit seinem ehemaligen Klassenkameraden und Freund, dem Bestatter Benjamin (Michael Kranz), muss er die Formalitäten für die Beerdigung erledigen. Er gibt seiner piefigen Heimat und vor allem seinem untreuen Vater die Schuld an der Tragödie und der Armseligkeit dieser Familie. Je größer seine Wut auf alles und jeden wird, desto schmerzhafter ist die Erkenntnis, dass er vom Leben seiner Mutter und seiner Familie schon seit langem nichts mehr weiß. Und Elaine schleppt ein verwirrendes Geheimnis mit sich herum: kurz vor dem Unfall hat sie die Mutter beim Flirt mit einem fremden Mann im Hallenbad ertappt. Elaine ist überfordert vom Erwachsenwerden und vom Leben. Die ewigen und einseitigen Vorwürfe ihres Bruders 7 zerreißen sie. Nach außen mimt sie aber die Coole: Sie betrinkt sich, lässt sich ein von der Mutter verbotenes Tattoo stechen und betreibt mit Freundin Merle „Studien“ über männliche Potenz. Gut geht es ihr dabei trotzdem nicht. Und je mehr sie von ihrer Familie frustriert ist, desto deutlicher spürt sie, dass sie nur dort die Antworten auf viele ihrer Fragen finden wird.

Alle Hinterbliebenen müssen sich in der Zeit zwischen dem Tod der Mutter und der Beerdigung mit der Frage auseinandersetzen: „Was hilft in einer solchen Situation?“. Sie stellen fest, dass sie längst verlernt haben miteinander zu reden, und dass die Familie droht, endgültig auseinanderzubrechen. Doch die Dewenters erhalten unerwartete Hilfe: Ein Totengräber, eine Geliebte, ein Polizist und sein Sohn helfen ihnen, mit der Situation klarzukommen. Jeder für sich erkennt, dass er den Verlust nicht alleine überwinden kann, sondern dass sie versuchen sollten, gemeinsam Trost zu finden.

Sie verbringen so Tage, die bleiben und die am Ende zu einem neuen Anfang als richtige Familie führen könnten.

Weitere Informationen: http://www.tagediebleiben.de/