Wie kann man mit dem Tod umgehen? – Die Kreuzigung (Lukas 23)

Wenn der Tod durch die Straßen geht, an der Tür kratzt und in der Nähe seine Kraft entfaltet, wollen viele fliehen. Vor allem dann, wenn er besonders schrecklich handelt. Auch als Jesus starb, spielte der Tod seine Künste qualvoll aus. Wie reagierten Menschen, als Jesus ans Kreuz geschlagen wurde? Einige verteilten seine Kleider und warfen das Los darum. (Lk 23,34) Noch lebt der Sterbende – schon wird vor seinen Augen das Erbe aufgeteilt. Das ist eine Möglichkeit, auf den Tod zu reagieren. Aber die Oberen spotteten und sprachen: Er hat andern geholfen; er helfe sich selbst, ist er der Christus, der Auserwählte Gottes. (Lk 23,35) Auch das ist möglich: Ich kann dem Sterbenden die Schuld für seinen Tod selber in die Schuhe schieben: Hättest du gesund und taktisch klug gelebt, könntest du jetzt noch lachen. Die spottende Genugtuung verbirgt indes nur die Angst – denn es könnte einen selbst als Nächsten treffen. Noch aber greift der Tod ja stets nach einem anderen. Jesus ruft: Vater, ich befehle meinem Geist in deine Hände! Als aber der Hauptmann sah, was da geschah, pries er Gott und sprach: Fürwahr, dieser ist ein frommer Mensch gewesen! (Lk 23,47) Der Hauptmann reagiert, indem er den Tod religiös deutet und Gott preist, was alles leichter machen kann. Ich kann es nicht. Angesichts des Todes will ich Gott nicht loben. Es standen aber alle seine Bekannten von ferne, auch die Frauen, die ihm aus Galiläa nachgefolgt waren, und sahen das alles. (Lk 23,49) Sie griffen weder ein noch kommentierten sie den Schrecken. Sie schwiegen und schauten nur von ferne. Vielleicht darf man Abstand halten? Das heißt ja nicht, dass die Lähmung ewig dauert. Die Frauen, die nur von ferne schauten, trauten sich nach drei Tagen ans Grab Jesu. Sie waren die Ersten, die hörten: Er ist nicht hier, er ist auferstanden. (Lk 24,6)

Aus: Georg Magirius, Mit 100 Fragen durch die Bibel, Evangelische Verlagsanstalt 2008.