Warum findet Hiob keinen Trost? – Wenn Freunde zu Feinden werden (Hiob)
Er verlor seine Söhne und Töchter. Auch ging sein gesamter Besitz kaputt. Und dann wurde er mit Geschwüren von der Fußsohle bis zum Scheitel überzogen. Zu viel für Hiob, der fragte: Warum bin ich nicht gestorben bei meiner Geburt? (Hiob 3,11) Geblieben waren seine Freunde. Sie kamen, um ihn zu beklagen und zu trösten. (Hiob 2,11) Lange schwiegen sie, dann fing Elifa an: Du hast’s vielleicht nicht gern, wenn man versucht, mit dir zu reden; aber Worte zurückhalten, wer kann’s? (Hiob 4,2) Der Gepeinigte wollte schweigen, die Freunde aber wollten in ihm wühlen. Wer lange wühlt, wird die Gründe für den Schmerz schon finden: Wo ist ein Unschuldiger umgekommen? Oder wo wurden die Gerechten je vertilgt? (Hiob 4,7) Damit meinten die Freunde: Hiob, öffne dich, du hast da ein Problem – ansonsten wärst du viel gefasster und würdest dich langsam, trotzdem aber sicher in dein Unglück fügen. Hiob wehrte sich gegen die Überzahl der Tröster: Nicht er, Gott sei schuld. Er bringt den Frommen um wie den Gottlosen. (Hiob 9,22)
Die Freunde redeten, als ob sie Fleisch gewordene Andachtsbüchlein seien: Wenn aber du dein Herz auf ihn richtest und deine Hände zu ihm ausbreitest, wenn du den Frevel in deiner Hand von dir wegtust, dass in deiner Hütte kein Unrecht bliebe: so könntest du dein Antlitz aufheben ohne Tadel und würdest fest sein und dich nicht fürchten. (Hiob 11,13-15) Das war zu Schmalz gewordene Frömmigkeit. Wie reagieren? Am besten gnädig schweigen oder aber fliehen. Hiob tat keins von beidem. Ans Krankenbett gefesselt, konnte er den Seelsorgern nicht entkommen. Sie säuselten: Wenn du deine Dunkelheiten in dir löst, löst sich alles andere. Hiob schrie: Ich habe das schon oft gehört. Ihr seid allzumal leidige Tröster! (Hiob 16,1) Schweigende Freunde hätten trösten können. Doch Hiob flehte vergeblich: Hört doch meiner Rede zu und lasst mir das eure Tröstung sein! (Hiob 21,2)