REQUIEM FÜR UNSER KIND

Für Pünktchen, XII 04

I Schon streifte unser junges Glück der Todesflügel und riß uns die zarte Knospe der Liebe und Hoffnung aus den Leibern Leer sind wir und bluten noch immer II Eisig bläst der Atem des Todes durch meinen Leib der heiß das Blut ihm entgegenschickt zum Kampf zum Opfer zur Sühne das unschuldige Engelchen ihm läßt dem unbekannten Dämon unser Engelchen läßt III Gerade noch warst du in mir fülltest meinen Leib und unsere Zukunft all unsere Hoffnung trug dein ungesehenes Gesicht mit seinen oder meinen Augen trug all deine Namen die wir schon für dich erfanden Du warst er und ich warst WIR warst Liebe Gerade noch warst du am Leben im Schutz meines Leibes und unsere Vergangenheit all unsere Sünden schwiegen dein ungeatmeter Atem wehte unbemerkt in die Gesichter aller die nichts von dir wußten Du warst ich und er warst WIR warst Liebe IV Maria, ich sinke vor dir in die Knie zitternd meine Hände umklammern meinen leeren Leib den du beschenkt mit dem Schönsten dem Heiligsten Und habe ich dir nicht genug gedankt nicht genug JA gesagt dir, Mutter, habe ich gehadert so nahmst du es wohl zu Recht zurück und ich bete um Vergebung meiner Schuld V Gott wir stehen fassungslos fragen: Warum? Warum gabst du dies Kind diese Hoffnung dies flackernde Licht uns und löschtest es aus kühlen Atemzuges? Zur Stafe, Sühne Prüfung? Gibt es Antwort? Warum Gott, bitte antworte Warum? VI Gott wir stehen fassungslos vor dem Abgrund der gestern noch unsere Zukunft war fragen: Warum? Warum gabst du dies grüne sonnenbeschienene Land diesen gemeinsamen Weg vor unsre Füße und schicktest dies Erdbeben zu zerstören? Zur Strafe, Sühne Prüfung? Gibt es Antwort? Warum Gott, bitte antworte Warum? VII So winzig warst du und schon unsere größte Hoffnung Ein Punkt warst du im Schwarz unser hellstes Licht Ein Teil warst du von ihm und mir ein Kind der Liebe Ungeboren warst du und mußtest schon sterben Mai/05 Niemals bald Mein Bauch wäre rund bald wäre es soweit bald hielten wir dich in unseren Armen bald bald gibt es nicht es gibt dich nicht wird dich nie geben in unserem Leben niemals Mondkind In meinen leeren Händen halte ich deinen ungeborenen Leib mondfahl legst dich zur Ruhe darin weisses Nest, blutwarmes Heim, Liebe trage ich in meinen Händen mein Mondkind, sternenfernes trage ich solange ich für dich beten kann du großäugige Blumenknospe unentfachtes Feuermädchen mein kaltes Mondkind du Und wenn es Engel gäbe Und wenn es Engel gäbe gehörtest du nun zu ihnen wärst in ihren Armen geborgen statt in meinen Und wenn es Engel gäbe wärst du nicht allein nicht im Dunkeln nicht im Nichts wärst du zu Haus Und wenn es Engel gäbe hätte dein Kommen ein Woher dein Gehen ein Ziel gehabt Und wenn es Engel gäbe spieltest du nun mit ihnen schliefst in Wolkenbetten von Engelsmusik getragen Und wenn es Engel gäbe wollte ich nie wieder zweifeln am Tod am Leben am Sinn