Gottesdienst am Ewigkeitssonntag 2009

Gesang
Felix Mendelssohn Bartholdy
Wirf dein Anliegen auf den Herrn (aus dem Oratorium Elias)

Begrüßung
Wenn der Tod uns einen Menschen nimmt, den wir lieben, reißt das eine Lücke in unser Leben, die wir wie eine Wunde in uns spüren. Abschied-nehmen hinterlässt Spuren, Spuren der Trauer.
Auch wenn wir vielleicht dankbar sind, dass unsere Verstorbenen nicht leiden mussten oder dass ihnen weiteres Leid erspart geblieben ist, spü-ren wir die Trennung, auch wenn wir uns mit einem Lächeln an schöne Tag erinnern, spüren wir, was nicht mehr möglich ist – nie mehr.
Trauer kann ganz unterschiedliche Gefühle in uns hervorrufen.

In unserem Gottesdienst gehen wir einzelnen Spuren der Trauer mit Ge-danken, Gebeten und Musik nach. Und wir erinnern uns an unsere Ver-storbenen; namentlich derer, von denen wir uns im zurückliegenden Jahr verabschieden mussten.

Gemeindelied – Ich bin ein Gast auf Erden (EG 529,1-3)

Votum

Ich bin traurig
Hiob, dem die sprichwörtlich gewordene Hiobsbotschaft vom Tod seiner Kinder überbracht wurde, klagt in seiner Trauer den Freunden:
Mein Auge ist dunkel geworden vor Trauern, und alle meine Glieder sind wie ein Schatten. (Hiob 17,7)

Gebet eines Trauernden
Trauer umgibt mich.
Gerade noch war da eine Stimme, die mir sagt: Wir gehören zusammen.
Gerade noch war da ein Blick, der mich einfängt.
Gerade noch war da eine Hand, die sich mir entgegenstreckt.
Ich bin allein. „Nie mehr“, schmerzt es in mir.
Trauer verdunkelt mein Leben.
Trauer betrübt mein Herz.
Trauer lässt mich mutlos werden.
Gott, bitte hilf mir!
Halte du mich, wo ich nicht weiter kann.
Stütze mich, wo mir die Kraft fehlt.
Tröste mich, wo ich keine Ruhe finde.
Amen

Gesang
Christian Lahusen
Komm, Trost der Welt, du stille Nacht!
(Text: aus Joseph von Eichendorffs Gedicht Der Einsiedler)

Ich lebe mit Fragen
Der Propheten Jesaja schreibt:
Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken,
und eure Wege sind nicht meine Wege,
spricht der Herr,
sondern soviel der Himmel höher ist als die Erde,
so sind auch meine Wege höher als eure Wege
und meine Gedanken als eure Gedanken.
Jesaja 55,8-9

Ansprache

Wie geht es Ihnen mit diesen Worten: Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege.
Einige, die heute hier sind, mussten im vergangenen Jahr Abschied nehmen von Menschen, die zu ihrem Leben gehören. Bei anderen liegen die Abschiede schon länger zurück. Vielleicht ist auch der ein oder andere heute hier, der froh ist, dass ihm bislang Abschiede, bedingt durch Tod, erspart geblieben sind.

Im Angesicht des Todes spüren wir oft schmerzlich, dass unsere Gedan-ken nicht die Gedanken Gottes sind. Durch den Tod wurden wir unge-fragt von Menschen getrennt, von denen wir uns nicht trennen wollten – unerfüllt blieben und bleiben nun unsere Wünsche und Hoffnungen.
Vielleicht ist uns danach, Gott zu sagen oder auch zu klagen:
mein Gedanke war es nicht, dass du mir den Menschen nimmst, den ich liebe;
mein Gedanke war es nicht, mich zu trennen;
mein Gedanke war es nicht, dass ich mich allein gelassen fühle.
Gott, ich verstehe dich nicht. Warum nur? Warum musste das geschehen? Deine Gedanken sind mir zu hoch, du bist mir fremd.

Im Angesicht des Todes kann Gott für uns unbegreiflich sein. Wir fragen nach dem Sinn, wir fragen nach dem Warum und finden doch keine Antwort.
Im Angesicht des Unfassbaren können uns auch Gedanken von Hilflosigkeit und Ohnmacht heimsuchen, weil wir spüren, was nicht mehr mög-lich ist, nie mehr.
Und manchmal kann es auch sein, dass man im Angesicht des Unbegreiflichen wütend ist, auf Gott, auf den Verstorbenen, weil er einen al-ein gelassen hat oder auf sich selbst.
Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken spricht der Herr.

Vielleicht ist es aber auch so, dass wir Gott nicht verstehen und dennoch vertrauen wir darauf, dass er uns trägt in unserem Leid und in unserer Trauer, dennoch hoffen wir und dennoch halten wir an ihm fest fest.
Was für Gedanken und Gefühle wir auch haben, alles darf sein, unsere Fragen und unser Zweifel, unsere Angst und unsere Wut und unser Vertrauen darf sein.
Wir verstehen Gott beileibe nicht immer aber immer bleibt er uns zugewandt, mit all unseren Gedanken und Gefühlen, im Leben und über den Tod hinaus bis in alle Ewigkeit.

In dem Vertrauen darauf, dass unsere unverlierbaren Toten bei Gott ein neues Leben gefunden haben, gedenken wir nun namentlich derer, von denen wir uns im zurückliegenden Jahr verabschieden mussten und im Stillen all denjenigen, von denen wir vor längerem getrennt wurden.

Gedenken der Verstorbenen des vergangenen Jahres
Vorlesen der Namen und entzünden von Kerzen

Gesang
Rob Thomas / Matt Serletic
Now comes the night
(Chorsatz: WWL)

Ich lebe mit Fragen
Eric Clapton schrieb nach dem Tod seines vierjährigen Sohnes Coner das Lied Tears in heaven. Fragend wendet er sich ihm zu:
Würdest Du meinen Namen kennen,
wenn ich Dir im Himmel begegne?
Würdest Du derselbe sein,
wenn ich Dir im Himmel begegne?
Ich brauche Kraft, um auszuhalten.
Denn ich weiß, ich kann nicht sein
– hier im Himmel.
Würdest Du meine Hand halten,
wenn ich Dir im Himmel begegne?
Würdest Du mich stützen,
wenn ich Dir im Himmel begegne?
Ich finde meinen Weg durch Nacht und Tag
denn ich weiß, ich kann nicht bleiben
– hier im Himmel.
Zeit kann Dich beugen, Zeit kann Dich in die Knie zwingen
Zeit kann Dein Herz brechen. Bete für mich, bitte!
Dort hinter der Tür – ich weiß, dort ist Frieden
und ich weiß, es wird keine Tränen mehr geben
– dort im Himmel.
Würdest Du meinen Namen kennen,
wenn ich Dir im Himmel begegne?
Würde es noch genauso sein,
wenn ich Dir im Himmel begegne?
Ich brauche Kraft, um auszuhalten.
Denn ich weiß, ich kann nicht sein
– hier im Himmel.

Gesang
Eric Clapton / Will Jennings
Tears in Heaven
(Arrangement: Uli Führe)

Fürbittengebet
Wir wollen Fürbitte halten:
Ewiger, allmächtiger Gott,
deine Liebe ist stärker als der Tod.
Wir gedenken vor dir aller,
die verstorben sind in unseren Familien
und von unseren Freunden,
in unserem Land und überall in der Welt.
Weil deine Liebe unendlich ist
Und dein Erbarmen grenzenlos,
erinnern wir uns vor dir
an alle, die wir gekannt haben,
an die Namen der Menschen, die deine Liebe umfing.

Wir denken vor dir an alle,
die in diesem Augenblick sterben,
weil sie alt und krank sind,
weil sie einsam sind und keine Hoffnung haben,
weil sie hungern,
weil sie gefoltert werden,
weil sie Opfer werden
von Katastrophen und Unfällen,
von Krieg, Unterdrückung und Mord.
Erlöse sie von unerträglichen Schmerzen.
Nimm von ihnen Angst und Verzweiflung.
Schicke ihnen Hilfe zu.

In der Stille bringen wir vor dich, was uns bewegt:

Gott wir bitten dich,
gib Mut gegen die Angst,
Vertrauen gegen Verzweiflung,
Hoffnung gegen Sinnlosigkeit.
Nimm dich unser gnädig an,
schenke uns Trost und Frieden.
Amen

Gesang
Albert de Klerk
Pater Noster

Vater Unser
Wir wollen miteinander beten, so wie Jesus es uns lehrte.

Ich suche Frieden

Was wird einmal sein, wenn ich die Stimmen der Welt nicht mehr höre?
Im Traum, da sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde;
der erste Himmel und die erste Erde vergingen, und das Meer ist nicht mehr.

Wird es so sein?
Ich sah die heilige Stadt, von Gott aus dem Himmel herabkommen,
bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann.
Ich hörte eine laute Stimme von dem Thron her, die sprach:
Siehst du, die Wohnung Gottes bei den Menschen! Gott wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und Gott – Gott wird bei ihnen sein;

So wird es sein:
Gott wird abwischen alle Tränen von unseren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein.

Und Gott sprach: Ich mache alles neu, du wirst sehn!

Gesang
Johann Sebastian Bach
„Weicht, ihr Trauergeister“
(aus der Motette Jesu, meine Freude)

Ich lebe mit Träumen
Gedicht
Ich hab im Traum geweinet,
mir träumte, Du seiest zurück!
Deine Augen strahlten lebendig,
erzählten von künftigem Glück.
Meine Hände wollten Dich fassen,
da wichest Du langsam zurück.

Erwachend fand ich mein Kissen nass.

Gebet
Lasst uns beten
Gott,
dein Wort durchdringt
den Panzer,
mit dem wir unsere Seele schützen
vor der Enttäuschung
zu großer Hoffnungen
und zu großer Liebe.
Du öffnest
den Schleier
aus Trauer und Wut,
der sich auf unsere Augen gelegt hat
und uns den Blick trübt
für alles Neue.
Du rührst
an unsere verborgene Sehnsucht,
dass sich Tränen in Lachen,
Kummer in Freude
und Tod in Leben
verwandeln können.
Und was du versprichst, Gott,
das ist wahr.
Lass uns fassen,
was wir hören,
und hoffen,
was noch wie ein Traum erscheint.
Herr, unser Gott, erbarme dich unser!

Gemeindelied – Ach bleib mit deiner Gnade (EG 347, 1-6)

Abkündigungen
Gesang
Bob Chilcott
Irischer Segen

Segen

Orgel

von Carmen Berger-Zell