
Gottesdienst am Ewigkeitssonntag 2007
Musik
Begrüßung
Ich begrüße Sie ganz herzlich zu unserem Gottesdienst am Ewigkeitssonntag. Wir wollen heute namentlich der Menschen gedenken, die im zurückliegenden Jahr verstorben sind und all denjenigen, die nicht mehr unter uns sind. Gleichzeitig werden wir auch daran erinnert, das Leben endlich ist, das wir alle einmal sterben müssen.
Die Dichterin Mascha Kaléko schrieb über den Tod.
„Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
Nur vor dem Tod derer, die mir nah sind.
Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
Allein im Nebel tast ich todentlang
Und laß mich willig in das Dunkel treiben.
Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
Der weiß es wohl, dem gleiches widerfuhr;
– Und die es trugen, mögen mir vergeben.
Bedenkt: den eigenen Tod, den stirbt man nur,
Doch mit dem Tod der anderen muß man leben.“
Lied (EG 611 Harre meine Seele)
Votum
Psalm 126 (EG 750)
Wenn der HERR die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden.
Dann wird unser Mund voll Lachens und unsre Zunge voll Rühmens sein. Dann wird man sagen unter den Heiden: Der HERR hat Großes an ihnen getan!
Der HERR hat Großes an uns getan; des sind wir fröhlich.
HERR, bringe zurück unsre Gefangenen, wie du die Bäche wiederbringst im Südland.
Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten.
Sie gehen hin und weinen und streuen ihren Samen
und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben.
Liturgin: Kommt lasst uns anbeten
Gemeinde: Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immer dar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen
Musik
Gedenken der Verstorbenen des vergangenen Jahres
Gebet
Gott,
du weist wie es in uns aussiehst,
du kennst unseren Schmerz.
Tage, Wochen, Monate, Jahre vergehen – doch der Stuhl bleibt leer. Die Tür geht nicht mehr auf, kein „Hallo“ und kein „Tschüß bis später“ dringt an unser Ohr.
In uns klingen unentwegt dieselben Worte:
Kann es sein?
Kann es wirklich sein, dass es keine gemeinsam erlebten Augenblicke mehr geben wird?
Was bleibt?
Sind es allein die Erinnerungen?
Gott, wir wissen, dass kein Leben verloren geht.
Bei dir finden wir ewiges Leben.
Das hast du uns versprochen.
Und wir vertrauen darauf, dass du unsere Verstorben aufgenommen hast in deinen himmlischen Frieden.
Für uns bitten wir dich.
Sei uns nahe in unserer Trauer.
Trage uns, wenn wir nicht weiter können.
Tröste uns, wenn unsere Tränen kein Ende nehmen. Amen.
Musik
Predigt I – Bildbetrachtung (Bild über diesem Gottesdienstentwurf)
Wir hören auf Stimmen von Trauernden:
Die Bank – sie ist leer. Gerade noch war da eine Stimme, die sagte: Wir gehören zusammen. Unser Leben ist ineinander verwoben.
Gerade war da noch ein Blick, der mir galt. Eine Hand die sich mir entgegenstreckte.
Gerade noch
Nun ist sie leer – die Bank.
Und ich? Ich bin ein Schatten meiner selbst – nicht immer, aber auch.
Gerade noch funktioniere ich, erledige meine alltäglichen Arbeiten, gehe einkaufen, wasche die Wäsche, putze, koche, doch dann, dann, wenn ich allein bin, spüre ich mein Elend.
Sie sagen, du darfst dich nicht hängen lassen! Du musst unter die Leute gehen! Sie sagen du musst noch vorne schauen!
Muss ich? Und was, wenn mir nicht nach müssen ist, wenn mir nur zum Weinen zumute ist?
Meine Tränen wissen nichts davon, was ich muss. Sie wissen nur um den Verlust, den ich erlitten habe.
Dietrich Bonhoeffer einmal schrieb :
„Es gibt nichts, was uns die Abwesenheit eines lieben Menschen ersetzen kann, und man soll das auch gar nicht versuchen; man muss es einfach aushalten und durchhalten; das klingt zunächst sehr hart, aber es ist doch zugleich ein großer Trost; denn indem die Lücke wirklich unausgefüllt beliebt, bleibt man durch sie miteinander verbunden.
Es ist verkehrt wenn man sagt, Gott füllt die Lücke aus; er füllt sie gar nicht aus, sondern er hält sie vielmehr gerade unausgefüllt und hilft uns dadurch, unsere echte Gemeinschaft miteinander – wenn auch unter Schmerzen – zu bewahren.“ (Dietrich Bonhoeffer)
In mir werden Erinnerungen wach von gemeinsam verbrachten Stunden, erlebten Geschichten.
Gerade noch war unser beider Leben in einander verwoben.
Und nun bin ich allein…
Hatten wir uns alles gesagt, was zu sagen war?
Gerade noch saßen wir auf der Bank, lachten, stritten uns und versöhnten uns wieder.
Und nun ist die Bank leer und ich fühle mich wie ein Schatten meiner selbst.
Nie wieder.erklingt es in mir und meine Tränen nehmen kein Ende.
Bei Hiob lese ich:
„Mein Auge ist dunkel geworden vor Trauern, und alle meine Glieder sind wie Schatten.“ (Hiob 17,17)
Ich fühle mich wie Hiob – nicht immer, aber auch.
Gibt es noch Hoffnung? Hoffnung auf hellere Tage?
Musik
Predigt II
Auf dem Blatt eines Kalenders lese ich sieben biblische Worte.
„Du kannst vertrauen, weil es Hoffnung gibt.“ (Hiob 11,18)
Besonders dieses Wörtchen Hoffnung hat es mir angetan.
Hoffnung ist ein wundervolles Wort, ein Wort, das mich zuversichtlich stimmt. Ein Wort, das schwere Gedanken leichter werden lässt. Was wäre mein Leben ohne die Hoffnung? Hoffnung und Vertrauen sind das nicht Grundbedürfnisse, die wir Menschen haben? Und ist die Hoffnungslosigkeit nicht der Zustand, den jeder fürchtet?
Es gibt viele bewegende Erzählungen über Menschen, die in aussichtslosen Situationen an einem kleinen Funken Hoffnung festgehalten haben? Die Geschichte Hiobs ist so eine: Hiob war ein wohlhabender und gottesfürchtiger Mann. Eines Tages verlor er auf einen Schlag seine Familie, seine Knechte und seine Reichtümer. Und als ob das nicht schon schlimm genug gewesen wäre, verlor er auch noch seine Gesundheit.
Und mitten in Verzweiflung und scheinbarer Ausweglosigkeit, als er sich selber schon aufgeben wollte, wird Hiob zugesagt, dass er vertrauen kann, weil es Hoffnung gibt!
Eine solche Hoffnung, die über unser menschliches Fassungsvermögen weit hinausgeht, gibt es auch heute noch! Sogar wenn ich mich manchmal völlig am Ende fühle und mir so manche Situation aussichtslos erscheint, sogar dann darf ich mich geborgen wissen.
„Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“, sagt Hiob, „und als der Letzte wird er über dem Staub sich erheben. Und ist meine Haut noch so zerschlagen und mein Fleisch dahingeschwunden, so werde ich doch Gott sehen. Ich selbst werde ihn sehen, meine Augen werden ihn schauen. Danach sehnt sich mein Herz.“ (Hiob 19,25-27)
Lied (Am Abend der Welt – von Clemens Bittlinger)
Lesung
Was wird einmal sein, wenn ich das Rauschen der Blätter im Wind nicht mehr höre?
Im Traum, da sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde;
der erste Himmel und die erste Erde vergingen, und das Meer ist nicht mehr.
Wird es so sein?
Ich sah die heilige Stadt, von Gott aus dem Himmel herabkommen,
bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann.
Ich hörte eine laute Stimme von dem Thron her, die sprach:
Siehst du, die Wohnung Gottes bei den Menschen! Gott wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und Gott – Gott wird bei ihnen sein;
So wird es sein:
Gott wird abwischen alle Tränen von unseren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein.
Und Gott sprach: Ich mache alles neu, du wirst sehn!
Lied (Jenseits der Zeit – von Clemens Bittlinger)
Fürbittengebet
Wir wollen Fürbitte halten:
Ewiger, allmächtiger Gott,
deine Liebe ist stärker als der Tod.
Wir gedenken vor dir aller,
die wir verloren haben in unseren Familie
und von unseren Freunden,
in unserem Land und überall in der Welt.
Weil deine Liebe unendlich ist
Und dein Erbarmen grenzenlos,
erinnern wir uns vor dir
an alle, die wir gekannt haben,
an die Namen der Menschen, die deine Liebe umfing.
Wir denken vor dir an alle,
die in diesem Augenblick sterben,
weil sie alt und krank sind,
weil sie einsam sind und keine Hoffnung haben,
weil sie hungern,
weil sie gefoltert werden,
weil sie Opfer werden
von Katastrophen und Unfällen,
von Krieg, Unterdrückung und Mord.
Erlöse sie von unerträglichen Schmerzen.
Nimm von ihnen Angst und Verzweiflung.
Schicke ihnen Hilfe zu.
Gott wir bitten dich,
gib Mut gegen die Angst,
Vertrauen gegen Verzweiflung,
Hoffnung gegen Sinnlosigkeit.
Nimm dich unser gnädig an,
rette und erhalte uns.
Denn dir allein
Gebührt der Ruhm, die Ehre und die Anbetung,
dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist,
jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit.
In der Stille bringen wir vor dich, was uns bewegt:
Vater Unser
Lied (EG 361, 1-4)
Abkündigungen
Lied (Sei behütet – von Clemens Bittlinger)
Segen
Musik
von Carmen Berger-Zell