Gottesdienst am Ewigkeitssonntag 2006
Musik (für Blockflöte und Begleitinstrument)
Guiseppe Sammartini: Concerto F-Dur, 2. Satz Siciliano
Begrüßung
Lied (EG 529,1-3.6)
Votum
Introitus
Ein entfalteter Psalm 90
1. Gott,
du bist unsere Zuflucht – jeden Tag.
Dir vertrauen wir.
Lass uns nicht verloren gehen.
Lass uns nicht herausfallen aus deiner Liebe.
Dir legen wir die Menschen ans Herz,
die wir in diesem Jahr verloren haben:…
(die Namen der Verstorbenen werden zwischen den einzelnen Versen verlesen und ein Grablicht für sie entzündet)
2. Gott,
du bist unsere Zuflucht – jeden Tag.
Sei unsere Hilfe.
Sei unser Zuhause,
auf das wir bauen können.
Dir legen wir die Menschen ans Herz,
die wir in diesem Jahr verloren haben: ..
3. Gott,
du bist unsere Zuflucht – jeden Tag.
Sei der Ort in unserem Leben,
an den wir immer wieder zurückkehren können,
der Ort, der bleibt und fest ist.
Dir legen wir die Menschen ans Herz,
die wir in diesem Jahr verloren haben:
4. Gott,
du bist unsere Zuflucht – jeden Tag.
in deine Hände befehlen wir unser Leben
und das Leben der Gestorbenen –
du erlöst uns, Du treuer Gott.
Dir legen wir die Menschen ans Herz,
die wir in diesem Jahr verloren haben: …
5. Gott,
du bist unsere Zuflucht – jeden Tag.
Unsere Zeit steht in deinen Händen.
Erbarm Dich unser und lass uns nicht allein.
Herr erbarme dich
(aus: Jochen Arnold/Fritz Baltruweit/Christine Tergau-Harms (Hgg.), Tagesgebete – nicht nur für den Gottesdienst, Hannover 2006, S.97.)
Musik
Johann Sebastian Bach: Sonate g-Moll, 3. Satz Andante
Gebet
Gott –
Der Tod des geliebten Menschen stößt uns aus der Welt.
In die Fremde
Als wenn unser Lebenshaus
plötzlich nicht mehr bewohnt ist.
So begehen wir diesen Tag der Erinnerungen.
Wir suchen danach,
wieder Wohnung zu finden bei Menschen,
bei dir und bei uns selbst.
Leite du uns durch diese Zeit der Schmerzen
und Erinnerungsbilder.
Sprich uns an mit deiner Verheißung,
dass ein neues Licht kommt
für die, die weiter leben
und die, die gehen mussten.
Amen
(aus: Jochen Arnold/Fritz Baltruweit/Christine Tergau-Harms (Hgg.), Tagesgebete – nicht nur für den Gottesdienst, Hannover 2006, S.96.)
Lesung
Mk 13, 31-37
Musik
Georg Philipp Telemann: Partina 6 Es-Dur, Affettuoso
Stimmen von Trauernden
Wir wollen auf die Stimmen von Menschen hören, die trauern.
Nein, die Zeit heilt keine Wunden.
Bin ich an einem Ort, an dem wir gemeinsam waren, übermannt mich der Schmerz der Erinnerung. Bin ich an einem Ort, an dem wir nie zusammen waren, ist es Schmerz darüber, dass er diesen Ort nie sehen wird. Die Wunden heilen nicht, auch nicht mit der Zeit. Aber das Leben verändert sich (.) Die Zeit bringt uns in ein anderes Leben, ganz langsam, manchmal unmerklich. Ich stelle fest, dass ich mich mit dem neuen Leben arrangiere. In erster Linie meinen Kindern zuliebe. Das ist es was die Zeit tun kann: uns langsam in das neue, andere Leben führen. Wunden heilen kann sie nicht.
Gestern las ich in einem Buch etwas, was mir Mut gemacht hat, gegen diesen Zustand anzukämpfen (gegen den Zweifel, ob es je besser werden wird, gegen die Angst vor der Veränderung): „Mut ist, vor etwas Angst zu haben und es trotzdem zu tun.“
Aus: … und das Leben bekommt mich zurück. Ein Lesebuch (nicht nur) für Verwitwete, Stuttgart 2005, S. 48.
Trauer ist Schwerstarbeit.
Der eine wartet, dass die Zeit sich wandelt, der andere packt sie kräftig an und handelt. – Dieser Spruch gefällt mir sehr; bin auf den Tag genau seit 17 Monaten verwitwet. Als ich heute Morgen dar-über nachdachte, war es mir, als sei es erst vorhin passiert.Ich werde niemals meine große Liebe vergessen und weiß, dass er immer bei mir ist! Die ersten 12 Monate waren schlimm.Danach ging es Schritt für Schritt aufwärts mit mir. (Manchmal ist was dran an dem Spruch vom Trauerjahr.) Ich habe langsam angefangen – und gehandelt. Natürlich hat das Leben ein bisschen mitgeholfen! Eines habe ich dabei gelernt: Jeder geht mit seiner Trauer anders um. Vielen kann man beistehen, aber manche wollen eigentlich gar nicht geholfen bekommen, sie rennen vor sich selbst davon. Trauer ist Schwerstarbeit
Man muss sie durchleben, sonst kommt man keinen Schritt voran. Die Zeit ist unser Heiler. Niemals werden die Wunden verschwinden, aber sie werden sanft zugedeckt. Mit der Zeit habe ich gelernt einiges zu verdrängen und es bekommt mir gut.
Aus: … und das Leben bekommt mich zurück. Ein Lesebuch (nicht nur) für Verwitwete, Stuttgart 2005, S. 54.
Mit der Trauer leben
Für mich heißt Loslassen nicht, den Verstorbenen zu vergessen und aus meinem Herzen zu reißen. Für mich hat es eher die Bedeutung, dass ich lerne, mein Leben ohne diesen Menschen zu leben, in der Gewissheit, dass er, in welcher Form auch immer, stets bei mir ist. Loslassen bedeutet für mich auch nicht, dass meine Trauer eines Tages aufhört, sondern dass ich lerne mit ihr zu leben und sie als Teil von mir akzeptiere. Loslassen bedeutet für mich vor allem: Ich hadere nicht mehr mit dem Schicksal und lasse den geliebten Menschen gehen, damit er dort, wo er jetzt ist, seinen Frieden findet. Aus: … und das Leben bekommt mich zurück. Ein Lesebuch (nicht nur) für Verwitwete, Stuttgart 2005, S. 58.
Musik
Georg Friedrich Händel: Sonate g-Moll, 1. Satz Larghetto
Predigt Bildbetrachtung
(das Bild auf dem ein Lichtstrahl durch einen schmallen Spalt dicker Mauern dringt befindet sich auf der CD zum Buch: Jochen Arnold/Fritz Baltruweit/Christine Tergau-Harms (Hgg.), Tagesgebete – nicht nur für den Gottesdienst, Hannover 2006.)
Dunkelheit miiten am Tag. Dicke Mauern umschließen das Innerste. Uneinnehmbar so stehen sie da, uneinnehmbar – so scheint es.
Sind sie Teil eines Hauses, einer Burg oder eines Gefängnisses? Alles ist möglich.
Allein durch ein schmales Fenster leuchtet das Licht des Tages wie aus einer fernen Welt. Wird es ein Morgen geben im Lichte des Tages? Wird es noch einmal hell werden in mir? Freudlos erscheint es hinter den Mauern. Allein der helle Strahl des Lichts läßt hoffen.
Wo mag die Tür sein in diesem Haus? Der Weg führt durch das Dunkel. Kein Spaziergang im Frühling, kein leichter Gang, jeder Schritt will bedacht sein. Wie leicht könnte ich im Dunkeln fallen.
„Die schwersten Wege
werden alleine gegangen,
die Enttäuschung, der Verlust,
das Opfer,
sind einsam.
Selbst der Tote der jedem Ruf antwortet
und sich keiner Bitte versagt,
steht uns nicht bei
und sieht zu
ob wir es vermögen.
Die Hände der Lebenden die sich ausstrecken
ohne uns zu erreichen
sind wie die Äste der Bäume im Winter.
Alle Vögel schweigen.
Man hört nur den eigenen Schritt
und den Schritt den der Fuß
noch nicht gegangen ist aber gehen wird.
Stehen bleiben und sich Umdrehen
hilft nicht. Es muss
gegangen sein.
Nimm eine Kerze in die Hand
wie in den Katakomben,
das kleine Licht atmet kaum.
Und doch, wenn du lange gegangen bist,
bleibt das Wunder nicht aus,
weil das Wunder immer geschieht,
und weil wir ohne die Gnade
nicht leben können:
die Kerze wird hell vom freien Atem des Tags,
du bläst sie lächelnd aus
wenn du in die Sonne trittst
und unter den blühenden Gärten
die Stadt vor dir liegt,
und in deinem Hause
dir der Tisch weiß gedeckt ist.
Und die verlierbaren Lebenden
und die unverlierbaren Toten
dir das Brot brechen und den Wein reichen-
und du ihre Stimmen wieder hörst
ganz nahe
bei deinem Herzen.“ (Hilde Domin)
Im Buch der offenbarung heißt es: Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde. Denn der erste Himmel und die erste Erde vergingen. Das Meer ist nicht mehr. Die heilige Stadt Jerusalem. Die neue, sah ich aus dem Himmel herabsteigen, von Gott bereitet wie eine Braut, geschmückt für ihren Mann. Ich hörte eine laute Stimme vom Thron: Da! Die Behausung Gottes bei den Menschen. Gott wird bei ihnen wohnen. Sie werden Gottes Volk sein und Gott – Gott wird bei ihnen sein. Gott wird jede Träne von ihren Augen abwischen. Der Tod wird nicht mehr sein. Auch Trauer, Wehgeschrei und Schinderei wird nicht mehr sein. Amen (Offb 21,1-4)
(Die Übersetzung ist aus Bibel in gerechter Sprache)
Lied (EG 610,1-4)
Lied Tears in Heaven
(Erst die Lesung des Textes, dann das Lied live gesungen und auf der Gitarre begleitet oder von CD abspielen)
Denn ich weiß, ich gehöre (noch) nicht in den Himmel.
Eric Clapton schrieb das Lied „Tears in Heaven“ nach dem Tod seines 5 jährigen Sohnes Conor.
„Wirst du meinen Namen wissen,
wenn ich dich im Himmel wieder sehe,
wird es wie früher sein,
wenn ich dich im Himmel wieder sehe?
Ich muss stark sein und weitermachen.
Denn ich weiß, ich gehöre (noch) nicht in den Himmel.
Wirst du meine Hand halten,
wenn ich dich im Himmel wieder sehe
Wirst du mir helfen aufzustehen,
wenn ich dich…
Ich finde meinen Weg durch Tag und Nacht,
denn ich weiß, ich kann (noch) nicht im Himmel bleiben.
Die Zeit kann dich herunterziehen,
die Zeit kann dir die Knie weich machen,
die Zeit kann dir das Herz brechen
hast du um einen Gefallen gebettelt
Jenseits der Türe, da ist Frieden,
und ich weiß ganz sicher, dass es im Himmel keine Tränen gibt.
Wirst du meinen Namen wissen,
wenn ich dich im Himmel wieder sehe,
wird es wie früher sein,
wenn ich dich im Himmel wieder sehe?
Ich muss stark sein und weitermachen.“
Fürbittengebet
Ewiger, allmächtiger Gott,
deine Liebe ist stärker als der Tod.
Wir gedenken vor dir aller,
die wir verloren haben in unseren Familie
und von unseren Freunden,
in unserem Land und überall in der Welt.
Weil deine Liebe unendlich ist
Und dein Erbarmen grenzenlos,
erinnern wir uns vor dir
an alle, die wir gekannt haben,
an die Namen der Menschen, die deine Liebe umfing.
Wir denken vor dir an alle,
die in diesem Augenblick sterben,
weil sie alt und krank sind,
weil sie einsam sind und keine Hoffnung haben,
weil sie hungern,
weil sie gefoltert werden,
weil sie Opfer werden
von Katastrophen und Unfällen,
von Krieg, Unterdrückung und Mord.
Erlöse sie von unerträglichen Schmerzen.
Nimm von ihnen Angst und Verzweiflung.
Schicke ihnen Hilfe zu.
Gott wir bitten dich,
gib Mut gegen die Angst,
Vertrauen gegen Verzweiflung,
Hoffnung gegen Sinnlosigkeit.
Nimm dich unser gnädig an,
rette und erhalte uns.
Denn dir allein
Gebührt der Ruhm, die Ehre und die Anbetung,
dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist,
jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit.
(Aus: Reformierte Liturgie, S.253)
In der Stille bringen wir vor dich, was uns bewegt:
Vater Unser
Lied (EG 171,1-4)
Abkündigungen
Die Angehörigen werden eingeladen das Licht, das für ihre Verstorbenen entzündet wurde mitzunehmen. Es ist ihnen freigestellt ob sie es zum Grab, nach Hause oder in der Kirche lassen wollen.
Segen
Musik
Georg Friedrich Händel: Sonate C-Dur 1. Satz Larghetto
von Carmen Berger-Zell