„Wir sind verletzlich“

Unsere in der Pandemie verwundete Gesellschaft sehne sich nach Heilung, sagt EKD-Ratsvorsitzender Heinrich Bedford-Strohm. Ein zentraler Ökumenischer Gedenkgottesdienst in Berlin bietet daher am 18. April die Gelegenheit zum gemeinsamen Trauern um die Opfer des Corona-Virus. Vielerorts gibt es zudem regionale Gedenkfeiern der Kirchen.

Auf entsetzliche Weise habe der Tod zehntausender Menschen während der Corona-Pandemie große Lücken in Familien, in Freundschaften und in unsere gesamte Gesellschaft gerissen, sagt Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Mit Stand vom 15. April starben laut Robert Koch-Institut in Deutschland 79.381 Menschen an oder mit einer Covid-19-Infektion. „Unsere verwundete Gesellschaft sehnt sich nach Heilung, das aber setzt voraus, dass wir erst einmal Gelegenheit haben, gemeinsam zu trauern“, betont der Theologe Bedford-Strohm.

Vor dem staatlichen Gedenkakt für die Corona-Opfer findet daher am Sonntag, 18. April 2021, ein zentraler Ökumenischer Gottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin statt. Das kirchliche Gedenken wird ab 10.15 Uhr in der ARD live übertragen.

Die Not gemeinsam vor Gott bringen

Große Verunsicherung gebe es auch bei Menschen, die nicht von einem Todesfall betroffen seien, ergänzt EKD-Ratsvorsitzender Bedford-Strohm. „Denn wir erleben, wie das Vertraute weggebrochen ist und wie verletzlich wir sind.“ Diese Not solle bei dem Gottesdienst in Berlin gemeinsam vor Gott gebracht werden: „Auch und gerade weil wir wissen, dass die Pandemie und ihre Folgen längst nicht überwunden sind.“

Zu der ökumenischen Feier laden EKD, Katholische Bischofskonferenz und der Arbeitskreis Christlicher Kirchen ein, Mitwirkende sind Menschen jüdischen und muslimischen Glaubens. Im Anschluss findet der staatliche Gedenkakt ab 13 Uhr im Konzerthaus am Gendarmenmarkt in Berlin statt.

Hinter jedem verstorbenen und erkrankten Menschen stehen bedrückende Schicksale und leidende Angehörige, sagt Kirchenpräsident Volker Jung

Gemeinsam innehalten auch bei regionalen Gedenken

Der Gedenktag am 18. April gebe dem tausendfachen, oft stillen Tod in Einsamkeit und dem damit verbundenen erschütternden Leid einen Raum, sagt Volker Jung, Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Dieser Tag sei zudem ein wichtiges Zeichen der Solidarität und Mitmenschlichkeit, betont er. Eine Gedenkfeier der EKHN gibt es daher am 18. April auch im rheinland-pfälzischen Worms. Die Feier ab 17 Uhr wird auf der Homepage der Landeskirche übertragen.

„Täglich sterben weiterhin sehr viele Menschen zuhause oder in den Intensivstationen, hinter den Zahlen stehen immer ein einzelner Mensch, ein bedrückendes Schicksal und Angehörige mit ihren Fragen und ihrer Trauer“, sagt Kirchenpräsident Volker Jung. Im Mittelpunkt des Gedenkens aus Worms stehe das biblische Wort „Der Herr ist mein Hirte“ aus Psalm 23. „Mit seinen Bildern vom finsteren Tal, das Menschen in der Krise erleben, und vom Haus Gottes, in dem Menschen bleiben werden, soll der Psalm unsere Verzweiflung aufnehmen und Hoffnung geben“, sagt der Theologe.


Gottesdienste zum Gedenken an die Corona-Opfer:

  • Zentraler Ökumenischer Gedenkgottesdienst, Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, Berlin, 18. April 2021, ab 10.15 Uhr live in der ARD
  • Gedenkfeier der EKHN, Dreifaltigkeitskirche, Worms, 18. April 2021, ab 17 Uhr live auf der Homepage der Landeskirche sowie beim Videokanal YouTube
  • Gedenkgottesdienst der Evangelischen Kirchengemeinde Bergisch Gladbach in der Evangelischen Kirche im Rheinland, Kirche „Zum Frieden Gottes“, Bergisch Gladbach, 18. April 2021, ab 10 Uhr. Weitere Infos auf der Homepage der Gemeinde.

Anregungen für das Gedenken:

Fotos: EKD/Michael McKee, EKHN

15. April 2021