Neugierig auf das Leben

Fremde Landschaften entdecken, Museen anschauen, unbekannte Kochrezepte ausprobieren und neue Kontakte knüpfen: Trauerreisen führen mit unterschiedlichen Konzepten an viele Orte und wecken die Freude am Weiterleben.

„Sehen, Schmecken, Riechen – alles war dabei“, fasst Martha Absolon ihre Eindrücke von der Trauerreise nach Südfrankreich zusammen. „Die Landschaft war mystisch, die Natur wunderschön, das Essen toll und die Gespräche wunderbar“, zählt sie nur einige der Dinge auf, die ihr gefallen haben. Als Martha Absolon die Reise in die Dordogne zuvor in einem Prospekt entdeckte, hatte sie sich sofort angemeldet. Der angebotene Urlaub für trauernde Menschen war vom Evangelischen Dekanat Darmstadt-Land organisiert worden, mit dabei waren in diesem Frühjahr elf Frauen im Alter zwischen Anfang 60 und Mitte 80.

„Ich war neugierig auf diese Reise“, erzählt Martha Absolon. Und das bedeutete für sie auch: „Ich lebe weiter, und ich möchte neue Seiten in meinem Leben entdecken.“ Ein Jahr zuvor war ihr Mann gestorben. „Wir waren 53 Jahre glücklich verheiratet und hatten bis dahin alles gemeinsam gemacht“, sagt die in Rheinland-Pfalz lebende Seniorin. „Es tut arg weh“, beschreibt sie den Verlust ihres Ehemanns. Und daher war sie froh, dass bei der Reise mit Tabitha Oehler vom Dekanat Darmstadt-Land eine ausgebildete Trauerbegleiterin dabei war. Die Fachfrau sei bei Bedarf immer ansprechbar gewesen – und manchmal habe sich aus einem Dialog mit ihr ein abendfüllendes Gespräch für die ganze Gruppe ergeben.

Weil alleine reisen manchmal ungewohnt ist

Das Konzept mancher Trauerreisen sieht vor, dass bestimmte Themen der Trauer zu festen Zeitpunkten behandelt und besprochen werden. Bei anderen Angeboten bleibt das offen und ist den Bedürfnissen der mitreisenden Menschen überlassen – so etwa bei der in diesem Sommer anstehenden mehrtägigen Tour der Evangelischen Frauen in Hessen und Nassau nach Berlin-Zehlendorf. Sich in den Trubel der Hauptstadt stürzen, Museen ansehen, im Café sitzen, im Wannsee baden oder den Spreewald besuchen: Bei dieser Trauerreise für Frauen sei vieles möglich, sagt Tabitha Oehler vom Evangelischen Dekanat Darmstadt-Land, die auch diese Reise begleiten wird.

„Gerade wenn Frauen bisher das Reisen mit dem Partner gewohnt waren, können sie ausprobieren, wie es ist, in einer Gruppe unterwegs zu sein und sich auf Unbekanntes einzulassen“, ergänzt die Trauerbegleiterin. Von der Reise nach Südfrankreich kehrte Martha Absolon jedenfalls begeistert zurück. Denn: „Du musst jetzt stark sein“ oder „Du schaffst das schon alleine“, das bekommt sie im Alltag nicht nur von anderen zu hören, das sagt sie sich manchmal auch selbst. „Daher hat es mir gutgetan, einmal Urlaub von meiner Trauer zu machen.“

Ein wenig Wehmut sei nach Südfrankreich mitgereist: „Schade, dass du das nicht miterlebst“, hat Martha Absolon in Gedanken öfter zu ihrem verstorbenen Mann gesagt. Doch sie wusste auch: „Er würde das toll finden, dass ich jetzt und hier unterwegs bin, um Neues zu erleben.“

Eine anstehende Reise für Trauernde:

  • 06. bis 13. Oktober 2019: Trauerreise der Ev. Kirchenkreises Unna und der Diakonie Ruhr-Hellweg nach Spiekeroog. Infos und die Möglichkeit zur Anmeldung gibt es auf dieser Seite des Diakonie-Reisedienstes. 

22. Mai 2019