Wie mit Kindern reden

„Mein Gott, ich kann es Anna doch nicht sagen. Sie ist ja erst 6 Jahre alt! Wie wird sie reagieren?“ Die Stimme der 30-jährigen Mutter klingt wie ein Flehen. Sie ist ratlos und hat Angst. Ihre etwa gleichaltrige Freundin und Patentante der Tochter liegt im Sterben.

Die Ängste von Annas Mutter sind nachvollziehbar. Aber es ist unwahrscheinlich, dass Ihre Tochter die Konfrontation mit dem Tod nicht verkraften kann. Kinder bekommen meist in einem frühen Alter Kontakt mit dem Tod. Sie finden ihn von Natur aus interessant, weil sie neugierig sind und sie sehr schnell verstehen, dass der Tod eine zentrale Bedeutung für uns Menschen hat. Stirbt zum Beispiel das Haustier oder ein Vogel, der gegen die Fensterscheibe geflogen ist, trauern Kinder meist zum ersten Mal.
Wichtig ist, dass Annas Mutter sich ihren eigenen Ängsten auseinandersetzt, dass sie Traurigkeit und Tränen bei sich selbst und bei Anna zulassen und sich dem Kind zuwenden kann. Dann wird es auch keine vergeblichen und Kraft raubenden Versuche geben müssen, die traurigen Neuigkeiten vor der Tochter zu verbergen.

„Mama, warum weinst du?“
„Weil ich heute sehr, sehr traurig bin.“
„Warum denn?“
„Weil es mir wehtut, dass Tanja, deine Patentante, wahrscheinlich bald sterben muss.“
„Ist Sterben, wie auch unser Goldi mal gestorben ist?“
„Ja, unser Hamster ist damals auch gestorben. Da hast du auch geweint. Weißt du noch?“

Kinder können den Trauerprozess aktiv gestalten. Kinder orientieren sich an ihrem Umfeld: Wie wird dort mit dem Tod gelebt? Sie lernen von den Erwachsenen, dass der Tod zwar etwas Schmerzhaftes ist, dass das Leben aber weiter geht. Und wir alle wünschen uns ja eigentlich Kinder, die in der Lage sind, mit zu leiden, zu empfinden und so den Wert und die Vergänglichkeit von menschlichem Leben schätzen zu lernen.

Nehmen sie Kinder auch mit zur Beerdigung. Sie geben ihnen dadurch Gemeinschaft in der Trauer und die Möglichkeit, den Umgang mit dem Tod in der Gemeinschaft der Familie zu erleben und zu erlernen. Weil Sie selbst bei der Trauerfeier mit ihrer eigenen Trauer beschäftigt sein werden, stellen Sie den Kindern noch eine andere vertraute Person an die Seite.

Vielleicht möchten Sie auch mit Ihrem Kind besprechen, welche Regelungen für den Fall eines Unglücks getroffen werden und die Eltern ihr Leben verlieren.

Literaturtipps

Eine Zusammenstellung über empfehlenswerte Kinderbücher zum Thema Sterben und Tod finden Sie auf folgender Seite:
Literatur – Kinder und Tod

Ein einfühlsames Buch zu dem Thema hat Eric-Emmanuel Schmitt geschrieben. „Oskar und die Dame in Rosa“ handelt von einem 10jährigen Jungen, der sich auf seinen eigenen Tod vorbereitet. Dabei wird der leukämiekranke Oskar im Krankenhaus von einer älteren Dame begleitet, die er schlicht „Oma Rosa“ nennt. Er schreibt 13 Briefe an den lieben Gott über Freude, Trauer, Schmerz, seine Eltern, über die Liebe und das Sterben. Erschienen im Fischer Taschenbuch Verlag, 10,00 Euro (Oktober 2007)

Wie Kinder trauern. Kinder in ihrer Trauer begleiten, o.J.. Herausgegeben vom Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland. Zu bestellen unter Wie Kinder trauern – Diakonie Deutschland