Kondolieren am Grab
„Bitte, Herr Pfarrer, sagen Sie noch an…: Von Beileidsbezeugungen am Grab bitte ich auf Wunsch der Angehörigen Abstand zu nehmen.“ Pfarrerinnen und Pfarrer können solche Wünsche am Ende der Trauerfeier weitergeben. Oder in der Traueranzeige wurde der entsprechende Hinweis abgedruckt. Die Hinterbliebenen drücken damit aus, dass Sie in Ihrer Trauer auf Distanz gehen wollen.
Aber: Ist es wirklich gut? Nimmt man sich etwas, das trägt und stützt? Sind nicht eine stumme Umarmung und ein herzlicher Händedruck gerade jetzt das beste Zeichen wohltuender Zuneigung? Oder herrscht die Angst vor, dass man sich vor ungewollten Bezeugungen nicht schützen kann?
Wenn Pfarrerinnen und Pfarrer gebeten werden, Sätze wie oben zu sagen, dann meistens aus der Sorge: „Ihr könnt mir in diesem Moment nichts geben. Ich habe Angst vor euren Worten und Gesten – so stark bin ich nicht“.
Es ist gut und richtig, wenn Hinterbliebene mit sich selbst rücksichtsvoll umgehen und sich vor Überforderung schützen. Wir wollen aber die Chance nutzen und hier die Frage stellen: Erfüllt der Tod nicht alle Menschen mit Angst und Furcht? Und könnte nicht das Begräbnis eine Möglichkeit sein, wo sich die Sterblichen ihre Verbundenheit durch Worte und Gesten ausdrücken?
Mit Ihrem Wunsch, auf Beileidsbezeugungen am Grab zu verzichten, verunsichern Sie eventuell die Trauergemeinde: Andere wissen dann nicht, wann, wo und ob sie Sie überhaupt auf Ihre Trauer ansprechen dürfen und meiden evtl. aus Unsicherheit den Kontakt mit Ihnen. Oder Sie verschieben evtl. für sich selbst das Problem: Man spricht Sie vielleicht später in anderen Situationen auf Ihre Trauer an, in denen es nicht passt. Wenn Sie unsicher sind, wie Sie mit den Beileidsbezeugungen umgehen wollen, können Sie diese Frage mit Ihrer Pfarrerin bzw. Ihrem Pfarrer besprechen.