Wohin geht der Sterbende?

„Ist Opa jetzt im Himmel?“, fragt die kleine Sophie ihre Mama.
„Ja. Ich wünsche ihm, dass er jetzt dort leben darf, wie er immer geglaubt hat.“

Wer einen geliebten Menschen verloren hat, will im Angesicht des Todes wissen, wie es ihr, wie es ihm jetzt geht. Niemand kann sicher wissen, was uns nach dem letzten Atemzug erwartet. Der Mutter von Sophie fällt die Antwort auf die Frage ihrer Tochter leichter. Sie hat offensichtlich Gelegenheit bekommen, mit ihrem verstorbenen Vater über den Glauben zu sprechen: Über das, was auf ihn nach seinem Tod wartet. Von einem solchen Austausch kann viel Frieden ausgehen. Frieden, der trägt und begleitet. Frieden, der dabei hilft, geliebtes Leben, das wir gern festgehalten hätten, loszulassen.

Evangelische Christinnen und Christen glauben an die Auferstehung der Toten und das ewige Leben bei Gott. Ein „Fegefeuer“ oder eine vergleichbare bildhafte Vorstellung für die Zeit zwischen leiblichem Tod und Auferstehung, wie sie die römisch-katholische Kirche lehrt, kennen wir nicht. Biblische Texte malen verschiedene Vorstellungen aus, was Verstorbene nach dem irdischen Tod erwartet. Betonen möchten wir hier nur zwei Momente:

  1. Biblische Texte sehen den Menschen vor Gott in der Verantwortung für sein eigenes Leben. Nach Ablauf der Lebenszeit wird Bilanz gezogen. Im Licht der Liebe Gottes bekommt das Leben auf Erden eine besondere Färbung. Die persönliche Verantwortung liegt darin, ein Leben zu führen, das eine – wie auch immer begrenzte – Antwort auf diese Liebe Gottes geben möchte.
  2. Mit Gottes Liebe erwartet die Verstorbenen auch Gottes Gerechtigkeit – für sich und für die Welt. Irdisches Leid, Ungerechtigkeit und der Tod, so die christliche Vorstellungen, werden dann nicht mehr sein.