Gebete

Gott im Himmel!

Ich komme mir vor wie in einem Film,
der immer wieder von vorne beginnt:
Hätte er, hätte sie, hätte es nicht?
Wäre dies, wäre das, wäre jenes?
Warum nur, warum das, warum jetzt?
Ich finde keine Antwort.
Es gibt womöglich auch keine.

Magst Du mir nicht antworten?
Vielleicht gar nicht auf meine Fragen, sondern einfach so?!
Magst Du mir nicht einen Wink für mein Denken geben?!
Vielleicht gar nicht auf immer, nur für jetzt?!

Gott, der Du unser Denken durchkreuzt:
Durchkreuze auch mein Fragen.
Und lass mich im Film meines Lebens
neue und überraschende Wendungen sehen.
Magst Du die Regie übernehmen und mich leiten,
dass die Fragen verstummen?
Ich bitte Dich darum!

Amen.

Detlev Prößdorf

 

Gott, meine Seele ist es so müde.
Ich liege auf dem Rücken, gebettet in Nichts.
Nichts mehr wollen, nicht wandern,
Nicht mehr streben, nichts sehnen.
Hier ist kein bereiteter Tisch, kein Öl,
nicht mal Feinde, die Angst machen.
Voll wiegender Tannen das finstere Tal,
Streicheln das Gemüt sanft rauschend.
Sterne am Himmel, wie Irrlichter tanzend.
Das Auge sucht lachend sie zu fangen.
Seid ihr von ihm? Seid ihr sein Lachen?
Seine Augen? Seid ihr mein Fragen?
Hat er Frieden auf Deiner grünen Aue?
Mangelt es ihm an nichts – nicht mal an mir?
Musstest Du mich dafür so schlagen?
Zerreißen mit seinem Tod?
Das Tal zur Heimat meiner Seele machen?
Wo ich doch so gerne von den Bergen ins Wetter schaue?
Gott, meine Seele ist es so müde.
Ich liege auf dem Rücken, gebettet in Nichts.
Ich kann nicht hinauf zu Deinen Auen,
nur hinauf sehen zu seinen Sternen und zu Dir.
Und auf Deinen Trost warten.

Silke Hamburger