Ein Erbe im Wandel

Die Friedhofskultur in Deutschland ist seit 2020 immaterielles Kulturerbe. Für ihre Pflege, ihren Erhalt und ihre Fortentwicklung setzen sich evangelische und katholische Kirche gemeinsam ein: Ausstellung und Broschüre beschreiben die Friedhöfe als Orte des Lebens und der Trauer, der Begegnung und der Geschichte.

Unsere Friedhöfe und ihre Gestaltung sowie die auf ihnen praktizierten Bestattungen und Trauerrituale sind schützenswert: Seit der Aufnahme der Friedhofskultur in das „Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes“ im März 2020 ist das offiziell. „Diese Kultur ist bedroht durch die steigende Zahl alternativer Bestattungen außerhalb des Kulturraums Friedhof, aber auch durch kommunale Bestrebungen, Friedhöfe zu schließen und die Flächen anders zu nutzen“, erklärt das „Kuratorium Immaterielles Erbe Friedhofskultur e.V.“ auf seiner Internetseite.

„Die leise Sprache der Friedhöfe“

Der Pflege, dem Erhalt und der Fortentwicklung der Friedhöfe schließen sich die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die katholische Deutsche Bischofskonferenz (DBK) an. Friedhöfe seien unverzichtbare Orte des Lebens und der Kultur, sagt EKD-Ratsvorsitzender Heinrich Bedford-Strohm in seinem Geleitwort zur Zusammenarbeit. „Als evangelische Kirche wollen wir dazu beitragen, heilsame und schöne Traditionen zu bewahren und zugleich neue Wege der Trauer- und Gedenkkultur zu eröffnen“, ergänzt er. DBK-Vorsitzender Bischof Georg Bätzing wünscht sich, dass „die leise Sprache der Friedhöfe nicht untergeht im Mahlstrom der Umbrüche unserer Zeit“.

Gemeinsam mit dem Kuratorium haben die beiden Kirchen dafür jetzt eine Broschüre sowie eine Wanderausstellung unter dem Titel „Christliche Friedhöfe unter dem Dach des immateriellen Kulturerbes“ vorgestellt. Dabei wird neben den vielseitigen sozialen, historischen oder künstlerischen Facetten dieses Erbes vor allem die Bedeutung des Kulturraums Friedhof für Christinnen und Christen dargestellt.

Friedhöfe in Deutschland: Gräber sind in Parklandschaften eingebettet, die christliche Prägung ist oft unverkennbar.

Mit dem Einsatz dieser Medien sollen auch die anstehenden Gedenktage im Zeichen des Kulturerbes „Friedhof“ stehen: Broschüre und Ausstellung weisen unter anderem auf Kapellen, Grabsteine, Inschriften und Bildwerke aus unterschiedlichen Zeiten hin und zeigen traditionelle sowie gegenwärtige künstlerische Darstellungen von Tod und Trauer, Hoffnung und Auferstehung.

„Zeichen einer pluralistischen Welt“

Auf Empfehlung der Deutschen UNESCO-Kommission hatte die Kultusministerkonferenz im Vorjahr die Friedhofskultur zum immateriellen Kulturerbe erklärt. „Weltweit besonders ist, dass wir die Gräber in Parklandschaften einbetten und sie als kleine Gärten der Erinnerung gestalten“, begründet das Kuratorium dies auf seiner Internetseite. Friedhöfe zählten in Deutschland zu den wichtigen Grünflächen in Städten, sie seien Orte der Begegnung ebenso wie inspirierende Kulturlandschaften und lebendige Geschichtsbücher.

„Unsere Friedhofskultur steht heute ganz im Zeichen unserer pluralistischen Welt, dennoch ist sie unverkennbar christlich-abendländisch geprägt“, betont Tobias Pehle, Geschäftsführer des Kuratorium Immaterielles Erbe Friedhofskultur. Ohne die christlichen Friedhöfe sei die Friedhoflandschaft nicht denkbar. „Nun gilt es, diese Kulturräume im Sinne der UNESCO-Auszeichnung zu pflegen und weiterzuentwickeln“, betont EKD-Ratsvorsitzender Bedford-Strohm. Dieser Aufgabe stellten sich die Kirchen daher verstärkt zusammen mit Partnern wie dem Kuratorium.

Einladung zum digitalen Salon-Gespräch:

Die „Christliche Friedhofskultur“ ist am Donnerstag, 28. Oktober 2021, ab 18.00 Uhr Thema eines „Digitalen Salons“ des Kuratorium Immaterielles Erbe Friedhofskultur. Nach einem etwa 20-minütigen Gespräch mit Dr. Johann Hinrich Claussen, Kulturbeauftragter der EKD, und Dr. Jakob Johannes Koch, Kulturbeauftragter der DBK, besteht die Möglichkeit zur Diskussion. Die Teilnahme ist kostenfrei, um Anmeldung wird hier gebeten.

Bild oben: Die St.-Marien-Kirche der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Nordenham in Niedersachsen ist das Kampagnenbild für die Zusammenarbeit von Kirchen und Kuratorium.

Fotos: Kuratorium Immaterielles Erbe Friedhofskultur / Manuela Reichardt

17. Oktober 2021