Bestattungen zu Discounterpreisen nehmen zu

Mindeststandards bei Bestattungen

Auch armen Menschen stehe eine würdevolle Bestattung zu, erklärte Barth am Donnerstag auf der Tagung „Verarmt, verscharrt, vergessen?“ des Kuratoriums Deutsche Bestattungskultur in München. Die Streichung des Sterbegeldes habe viele Familien stark betroffen.

Der Theologe regte Runde Tische mit Vertretern von Sozialbehörden, Ordnungsämtern, Wohlfahrtsverbänden und kommunalen Gremien an, um auch Sozialbestattungen würdig zu gestalten. „Die Würde des Menschen endet nicht mit dem Tod“, sagte Barth mit Blick auf die Zunahme anonymer Bestattungen.

Bei bis zu 15 Prozent der rund 850.000 Sterbefälle pro Jahr in Deutschland gibt es Schätzungen zufolge anonyme Bestattungen. In einigen Großstädten, so die Geschäftsführerin des Kuratoriums Deutsche Bestattungskultur, Kerstin Gernig, seien es inzwischen sogar bis zu 50 Prozent.

Barth warnte davor, von einem Verfall der Bestattungskultur zu sprechen. Vielmehr vollziehe sich eine Veränderung. Der Theologe äußerte sich allerdings besorgt darüber, dass die Namen der Verstorbenen bei den anonymen Bestattungen nicht genannt werden. Er kritisierte auch die zum Teil unwürdigen Bedingungen bei Sozialbestattungen, die zum Teil „in der Seele weh“ tun.

Seit der Streichung des Sterbegeldes der gesetzlichen Krankenkassen zum 1. Januar 2004 haben die Sozialbestattungen zugenommen, hieß es auf der Tagung. Zunehmend würden Beerdigungen von den Ordnungsämtern geregelt, wenn es keine Angehörigen gibt oder keine finanzielle Vorsorge getroffen wurde.

Nach Angaben des Bundesverbandes der Deutschen Bestatter haben nur etwa drei Prozent der Deutschen eine Sterbegeldversicherung. In europäischen Nachbarländern sei dies bei drei Viertel der Bevölkerung üblich. Die frühere Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) warnte in einem verlesenen Grußwort vor einer „Entsorgungsmentalität“ beim Thema Tod und Sterben. Der Umgang mit diesen existenziellen Fragen zeige, wie die Gesellschaft insgesamt mit der Würde des Menschen umgeht, erklärte Süssmuth als Schirmherrin der Tagung. An der zweitägigen Konferenz beteiligen sich rund 200 Experten aus den Kirchen, dem Bestattungswesen, Psychologen und Sozialethiker. (13538/22.11.2007)

02. November 2007